Die Entwicklung der
Veterinär-Chirurgie
IHRE AUFGABEN UND BEZIEHUNGEN
ZUM UNTERRICHT
Rektorats-Rede
gehalten an der 91. Stiftungsfeier der Universität Bern
am 28. November 1925
Prof. Dr. Fritz Schwendimann
PAUL HAUPT
Akademische Buchhandlung vorm. Max Drechsel
Bern 1926
Wenn ich nach akademischem Brauche heute vor Sie hintrete
und als Thema meiner Rektoratsrede die Entwicklung und den
Aufgang der Veterinär-Chirurgie gewählt habe, so geschieht das
wohl einmal als Vertreter der Chirurgie an unserer Fakultät, sodann
aber auch im Hinblick auf die vielfach falsche und unrichtige
Wertung unserer Disziplin von seiten Unkundiger.
Während in Ueberschätzung unserer Leistungsmöglichkeit
solche es nicht verstehen, wenn bei Tieren Heilversuche unterlassen
werden müssen, die beim Menschen in der Regel von gutem
Erfolg begleitet sind, sind andere geneigt, die tierärztliche Chirurgie
sowohl in ihrer praktischen wie wissenschaftlichen Bedeutung zu
unterschätzen.
Die tierärztliche Chirurgie ist wohl so alt wie die Tierzucht
und der Ackerbau, und unzweifelhaft älter als die Medizin, weil
sich. die Heilbestrebungen zuerst wohl vornehmlich den offen zu
Tage liegenden Schäden zugewandt haben werden.
Und in den ersten Anfängen der Heilkunde fallen die humane
und die veterinäre Chirurgie zusammen, so dass man wohl berechtigt
ist, von einer gemeinschaftlichen Heilkunde zu sprechen, denn
die ältesten Aufzeichnungen, welche wir hierüber besitzen, betreffen
Menschen und Tiere gemeinschaftlich. Mit der Ausübung der Heilkunde
befassten sich damals Hirten und Priester, die als Aerzte
ihre Kunst an kranken Menschen und Tieren zugleich versuchten.
Als dann später die Aerzte sich ausschliesslich der Behandlung
des Menschen widmeten, verblieb die Tierheilkunde den
Hirten und Jägern und ging danach in die Hände der Landwirte
über, zu denen mit der Einführung des Hufbeschlages die Hufschmiede
traten. Die Rolle des Barbiers in der Menschenheilkunde
übernahm in der Tierheilkunde der Schmied, Verhältnisse, die sich
z. T. bis auf den heutigen Tag erhalten haben.
Nach Eberlein lassen sich die ersten Anfänge unserer Chirurgie
selbst bis in die vorgeschichtliche Zeit verfolgen, zum mindesten ist
erwiesen, dass bereits in der Pfahlbauzeit die Kastration der Rinder
bekannt war und geübt wurde. Auch den Abbildungen der alten
ägyptischen Denkmäler ist zu entnehmen, dass die Tierheilkunde
ebenfalls von Priestern oder Hirten ausgeübt wurde. Indessen sind
unsere Kenntnisse über die Tierheilkunde Aegyptens doch sehr
dürftige. Die älteste Aufzeichnung hierüber findet sich im Papyrus von
Kahun, der schätzungsweise aus dem Jahre 2000 stammt. Daselbst
werden u. a. Augenerkrankungen beim Rind und Hund beschrieben,
und der Aderlass scheint fleissige Anwendung gefunden zu haben.
Wir wissen ferner, dass den Tieren wegen des Glaubens der
Seelenwanderung eine besonders gute Pflege und Behandlung zu
Teil wurde. Der Tierkultus stand hier in so hoher Blüte, dass
die Verletzung oder Tötung von bestimmten Tieren als Sakrilegium
angesehen und mit dem Tode bestraft wurde.
In Indien, in der Periode der Brahmanen, 800-600 v. Chr.,
wurden gemäss den Quellen des Sanskrit bereits tierärztliche
Schulen gegründet, in welchen die Chirurgie besonders gepflegt
wurde. Aus dieser Zeit stammt auch das älteste Lehrbuch der Tierheilkunde,
die Ayur-Veda, von dem Priester Sucruta verfasst, in
welchem alle Zweige der Veterinärmedizin abgehandelt und als
chirurgische Leiden treffend der Tetanus, die Entzündung, die
Darmsteine u. a. beschrieben werden. Die Chirurgie preist er als den
ersten und besten Teil der medizinischen Wissenschaft und als ein
Geschenk des Himmels. Von den Operationen werden der Aderlass,
Amputationen, Herniotomien, Kastrationen und geburtshilfliche
Eingriffe besprochen, und als Lokalmittel Moxen, Brenneisen,
Aetzmittel u. a. empfohlen. Als Instrumente waren Lanzetten, blattförmige
oder schwertähnliche Messer, sowie Scheren, Nadeln und
Sägen im Gebrauch.
In der buddhistischen Periode, 600-246 vor unserer
Zeitrechnung, wurden staatliche Spitäler für kranke Tiere errichtet,
welche von vom Staate besoldeten Tierärzten geleitet wurden
und in denen die Chirurgie eine besondere Pflegstätte fand.
In Griechenland Griechenland finden wir die ältesten Quellen bereits
im 14. Jahrhundert v. Chr. Nach alter Sage beschäftigten sich der
Zentaur Chiron, der Erzieher und Lehrer Aesculaps, dieser selbst
und der berühmte Hirte Melampus mit der Heilkunde und Tierheilkunde
gleichzeitig.
Jedoch erst im 5. und 4. Jahrhundert hatte Griechenland besondere
Tierärzte. Der Reitergeneral Xenophon bespricht in seinem
Buch über Reitkunst vielerlei Pferdekrankheiten und Aristoteles
schreibt eingehend über den Tetanus, die Exungulatio und die
Rehe der Pferde. Desgleichen beschreibt Apsyrtus, 300 n. Chr.,
die Mauke, die Gallen, die Buglähme, Zerreissungen und Vorfälle
der Eingeweide, ferner Hernien, Geschwüre, Verbrennungen, Spat,
Schale, sowie die schweren Zufälle, welche nicht selten durch zu
starke Abnutzung des Hufes und durch die Riemen, mit denen
die Hufsandalen befestigt wurden, entstanden, die Parazenthese,
den Aderlass, die Behandlung der Knochenbrüche, das Brennen,
die Naht, das Eiterband, das Fontanell, den Steinschnitt und verschiedene
geburtshilfliche Operationen.
Die Schriften des Apsyrtus wurden von Hierokles, einem
Rechtsgelehrten, erweitert und gaben später den Grundstock ab
zu dem auf Anordnung des Kaisers Konstantin des VII. im
10. Jahrhundert hergestellten Sammelwerk der Hippiatrika.
Die Römer pflegten die Medizin erst, als Rom der Sammelpunkt
für Kunst und Wissenschaft wurde und griechische Aerzte
anzog. Dann aber ist die lateinische Literatur der Veterinärchirurgie
die reichhaltigste des ganzen Altertums geworden.
Zu jener Zeit hatte der römische Hof und das Heer bereits
eigene Veterinarii oder Mulomedici und besass ausser einem Platz
für kranke und verwundete Krieger, dem Valetudinarium, einen
Platz für kranke und verletzte Pferde.
Im 6. Buch seines Werkes: De re rustica, schreibt Columella
über verschiedene äussere Krankheiten.
Aber der bedeutendste Schriftsteller der damaligen Zeit,
450 n. Chr., ist jedoch unstreitig Publius Vegetius Renatus. in
seiner Ars Veterinaria seu Mulomedicina benutzt Vegetius allerdings
recht ausgiebig seine griechischen Vorgänger, was er übrigens
auch anführt. Es bleibt aber unter allen Umständen das hervorragendste
Werk über Veterinärchirurgie des Altertums, das während
des ganzen Mittelalters seine Bedeutung bewahrte und auch
in der Neuzeit sein Ansehen sich erhalten hat.
Vegetius behandelt den Star (Suffusio oculorum) und die Staroperation
(Paracentesis oculi), die Mondblindheit (Lunaticus oculus),
Geschwülste, das Aneurysma, Zahnkrankheiten, Knochenbrüche,
Wunden, den Spat, die Schale und viele andere Krankheitszustände.
Wenn hiernach die Vet.-Chirurgie bei den Kulturvölkern des
Altertums unzweifelhaft eine schon bedeutsame Entwicklung und
Blüte erreicht hatte, so finden wir mit dem Untergang des römischen
Reiches auch einen fast vollständigen Zerfall der Tierheilkunde,
von welchem sie sich während des ganzen Mittelalters
nicht mehr erholt hat. So finden wir in den elf Jahrhunderten die es
umfasst nur spärliche Leistungen auf dem Gebiet der Tierheilkunde.
wie das bekanntlich auch für alle übrigen Künste und Wissenschaften
zugetroffen hat.
Auch die Araber, welche schon seit Mohamed für die Pferdezucht
eine besondere Vorliebe besassen, haben die Tierheilkunde
nicht gefördert.
Ihnen gehört aber das Verdienst, die Errungenschaften des
Altertums konserviert und später wieder nach den Mittelmeerländern
überpflanzt zu haben.
Bei den Kelten finden wir jedoch selbständige Kenntnisse.
So war bei ihnen der Hufbeschlag mit Nägeln wohl schon vor
Beginn unserer Zeitrechnung im Gebrauch, womit naturgemäss die
Behandlung der Tiere von den Druiden auch auf die Schmiede
überging. Dort traten an die Stelle der Hippiater oder Veterinarii der
Griechen und Römer die Marescalei oder Marescalci, und an Stelle
der Ars Veterinaria die Marescalcia.
Die tierärztlichen Schriftsteller des Mittelalters haben fast nur
Kompilationen und Uebersetzungen aus den alten griechischen und
römischen Werken geliefert, Nur Jordanus Rufus, Marescalcus
Kaiser Friedrich des II. (1250) bringt in seinem Werke: "De medicina
equorum" eigene Beobachtungen und Erfahrungen.
So erwähnt er dort die Unterbindung der Blutgefässe, die in
der Menschenheilkunde erst viel später von dem Chirurgen Paré
im Jahre 1545 eingeführt wurde. Ebenso wie im Mittelalter, blieb
auch in der Neuzeit, bis zur Gründung der tierärztlichen Lehranstalten
die Ausübung der Tierheilkunde in den Händen der Stallmeister,
Hufschmiede, Schäfer und Abdecker.
Mit der Erfindung der Buchdruckerkunst mehrten sich jedoch
schnell die "Pferdarzneibücher", welche meistens gleichzeitig Abhandlungen
über Pferdedressur, Reitkunst und Hufbeschlag
enthielten. Nur wenige haben Bedeutung erlangt. Einzig die Anatomia
del Cavallo von Ruini (1589) brachte u. a. eine gute Darstellung
der Chirurgie des Hufes und der Extremitäten des Pferdes.
In Frankreich erschien im Jahre 1664 "Le parfait maréchal"
von de Solleysel, welches Werk damals grosses Aufsehen erregte
und in mehrere fremde Sprachen übersetzt wurde. Im übrigen
beruhte bis gegen das Ende des 18. Jahrhunderts die Veterinär-Chirurgie
vollkommen auf Empirie und entbehrte der leitenden
wissenschaftlichen Grundsätze. Während die humane Medizin schon
im 13., 14. und 15. Jahrhundert durch die erfolgte Gründung von
Universitäten bereits eine wissenschaftliche Pflegstätte gefunden
hatte, fehlte der Tierheilkunde ein solcher Stützpunkt vollkommen.
Die mangelhaften Leistungen der Tierheilkunde wurden umsomehr
empfunden, als zu damaliger Zeit verheerende Tierseuchen
fast ganz Europa durchzogen und durch Dezimierung der Viehbestände
den Wohlstand der Staaten vernichteten. Endlich machte
sich auch in den Armeen das Bedürfnis nach geschulten und erfahrenen
Pferdeärzten empfindlich geltend.
Diese Umstände führten zu Ende des 18. und zu Beginn des
19. Jahrhunderts zur Gründung von tierärztlichen Lehranstalten.
Nachdem 1762 die erste derselben unter Bourgelat in Lyon
errichtet war, entstanden bald noch andere: So in Alfort, Turin,
Göttingen, Kopenhagen, Padua, Wien, Dresden, Mailand, Berlin,
München und am 22. Februar 1805 erfolgte die Gründung der
tierärztlichen Lehranstalt an der Akademie zu Bern.
Mit diesen Gründungen beginnt auch der wissenschaftliche
Ausbau der Veterinärchirurgie. Allein, so wie die menschliche
Chirurgie anfänglich schwere Kämpfe zu bestehen und hartnäckige
Vorurteile zu überwinden hatte, so musste sich auch unsere Chirurgie,
aber noch unter viel schwierigeren Umständen, zu einer selbständigen
Disziplin durchringen.
Die Zeit verbietet es, die Entwicklung der Veterinärchirurgie
seit der Errichtung von tierärztllchen Lehranstalten eingehender
zu behandeln. Aber es darf gesagt werden, dass daselbst mit
Ernst und Eifer an dem Ausbau der Tierheilkunde, so auch an
dem der Chirurgie gearbeitet wurde. So erwuchs ihr gerade hier
in Bern ein hervorragender Vertreter in Mathias Anker von Ins,
welcher von 1816-1863 hier mit ausgezeichnetem Erfolg lehrte
und forschte.
Die weitere Entwicklung der humanen und veterinären Chirurgie
wurde nun wesentlich beeinflusst durch die grossen Umwälzungen,
welche etwa seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts
sich auf allen Gebieten der Medizin vollzogen haben.
Drei grosse Errungenschaften möchte ich aber besonders hervorheben,
da sie der Chirurgie in den letzten Dezennien des vorigen
Jahrhunderts den Stempel aufdrückten: Das ist erstens die Möglichkeit
der schmerzlosen Ausführung der Operation in der Allgemeinnarkose
oder unter Lokalanästhesie, zweitens die Antisepsis und
Asepsis und drittens der wissenschaftliche Aufbau der Chirurgie
im innigsten Anschluss an die übrigen Disziplinen der medizinischen
Wissenschaft.
Wir wollen auch neidlos zugeben, dass die Humanchirurgie aus
diesen Errungenschaften den grössern Nutzen zu ziehen gewusst hat
als wir. Das aber ist im wesentlichen bedingt durch die besondern
Verhältnisse, unter denen wir die Chirurgie auszuüben gezwungen
sind; Verhältnisse, die uns vor ganz andere Aufgaben stellen und
anders gesteckten Zielen zustreben heissen, als den Menschenarzt.
Doch gibt es auch viel Gemeinsames, so u. a. die Narkose,
die in ihrer Anwendung bei den Tieren ebenso durchgebildet sein
dürfte wie beim Menschen. Wir wenden ebenso die Allgemein-Narkose,
wie die regionäre und lokale Anästhesie an, am häufigsten
bei Pferd und Hund. Als Mittel gelangen zur Anwendung Chloroform,
Aether, Morphinum, Chloralhydrat und Kokain, bezw. das
weniger giftige Novokain oder das Stovain. Bei den Wiederkäuern
sind wir auf den Alkohol als Narkotikum angewiesen.
Die einzelnen Spezies reagieren nämlich äusserst verschieden
auf die genannten Narkosemittel. So lässt sich das Pferd leicht
und sozusagen gefahrlos in Chloroformnarkose versetzen, während
sie beim Hund stets mit grosser Gefahr verbunden ist.
Das Narkotikum für den Hund ist Morphinum, das anderseits
beim Rind und den kleinen Wiederkäuern statt Betäubung heftige
Erregung herbeiführt, und die Katze darf nur mit Aether betäubt
werden. Die Sicherheit der Operationstechnik, die Gebote der Asepsis
und Antisepsis und nicht zuletzt die der Menschlichkeit, erfordern
auch in der Veterinärchirurgie eine häufige Anwendung der Narkose.
Wie dem Menschenarzt, so ist auch uns in der Antisepsis
und Asepsis eine unvergleichliche Waffe im Kampfe mit den
Wundkrankheiten an die Hand gegeben worden. Beide Methoden
sind aber nicht einfach übernommen, sondern mussten unsern Bedürfnissen
entsprechend ausgebaut werden. So lässt sich die reine
Asepsis bei Operationen und bei der Wundbehandlung nur unter
besonders günstigen Umständen, die herbeizuführen nicht immer
in unserer Macht steht, aufrecht erhalten.
Wenn wir uns immer noch an die zuverlässigere Antisepsis
halten, so beruht das vornehmlich auf dem Umstand, dass es bei
uns noch viel weniger als beim Menschen möglich ist, vollkommene
Keimfreiheit zu erzielen, da die Luftinfektion durch Staub, Haare,
Streue eine viel grössere Rolle spielt als beim Menschen.
Anderseits ist es uns wohl bewusst, dass die Antisepsis ohne
die Asepsis, d. h. ohne die chirurgische Reinlichkeit, nichts zu leisten
vermag. Eine Gegenüberstellung der beiden Methoden hat für uns
keinen Sinn, bei uns kann es nicht heissen Asepsis oder Antisepsis,
sondern nur Asepsis und Antisepsis.
Die Aufgaben der tierärztlichen Chirurgie sind die jeder Wissenschaft,
die des Forschens und des Lehrens. Auch bauen wir auf
den gleichen Grundlagen auf wie die humane Chirurgie, denn die
tierärztliche Wissenschaft unterscheidet sich nur durch den Beobachtungsgegenstand,
sonst ist sie ein organischer Bestandteil der
ärztlichen Wissenschaft. Allein die praktischen Ziele beider weichen
doch wesentlich von einander ab. Beide streben zwar danach, unter
Benutzung der Ergebnisse der Anatomie und Physiologie, der
allgemeinen Pathologie und pathologischen Anatomie, der Bakteriologie,
der Arzneimittellehre, sowie der Chemie usd Physik, die
Krankheitsprozesse zu erkennen, zu erforschen und durch eine
zweckmässige Therapie zu heilen.
Die Verschiedenartigkeit vieler Krankheiten bei Menschen und
bei Tieren, sowie die Unterschiedlichkeit des Zieles der Behandlung
weisen der ärztlichen und tierärztlichen Chirurgie oftmals ganz
verschiedene Wege.
Während dem Arzt vornehmlich das Ziel vorsteht, das Leben
des Patienten zu erhalten, und wäre es auch nur für kurze Zeit,
um jeden Preis und unter Opferung einzelner Körperteile, und
würde dem Kranken damit auch sein Leben zur Last, sollen wir
das kranke Tier in möglichst kurzer Zeit wieder gesund und
leistungsfähig machen. Die genialste Operation hat ihren Zweck
verfehlt, wenn damit nicht gleich auch die Leistungsfähigkeit des
Tieres hergestellt wird, oder wenn die Behandlung zu lange dauert
und damit die Kosten alsbald in ein Missverhältnis zum Wert
des Objekts geraten, oder wenn das Aussehen, besonders bei
Luxustieren, erheblich entstellt würde.
Eine der wichtigsten Aufgaben der ausübenden Chirurgie
besteht demnach darin, festzustellen, ob eine Behandlung oder
eine Operation unter den vorliegenden Verhältnissen überhaupt
angezeigt ist. Es muss also in jedem Fall erwogen werden, ob
eine Behandlung wirtschaftlich gerechtfertigt sei. Denn nicht um
die Erhaltung des Tieres unter allen Umständen handelt es sich,
sondern lediglich um die Abwendung eines materiellen Verlustes
wird tierärztliche Hilfe nachgesucht. Eine unserer wesentlichsten
Aufgaben besteht demzufolge darin, richtig beurteilen zu können,
und den Verlauf und Ausgang einer Krankheit sicher vorauszusehen.
Es liegt auf der Hand, dass solches nur auf Grund einer
zutreffenden Diagnose möglich ist. Das Erkennen der Krankheit
wird, wie übrigens selbstverständlich auch beim Menschen, zur Hauptsache.
Der Ausbildung des Studenten auf diesem Gebiet wird deshalb
die grösste Sorgfalt zuteil. Abgesehen von besondern propädeutischen
Vorlesungen und Uebungen, wo er mit den Hilfsmitteln
der Diagnostik bekannt gemacht wird, erlangt er seine praktische
Ausbildung auf der Klinik, wo der Praktikant zunächst seine eigenen
Wahrnehmungen mitzuteilen hat, woran sich eine eingehende Besprechung
aller Einzelheiten anschliesst.
Er soll sich dabei daran gewöhnen, alle, auch die kleinsten
Veränderungen wahrzunehmen, oder mit den ihm zu Gebot stehenden
Hilfsmitteln festzustellen und soll aus dem erhaltenen Krankheitsbilde
zutreffende und logisch begründete Schlussfolgerungen
bezüglich der Aetiologie, Diagnose und Prognose ziehen lernen,
sowie eine richtige Entscheidung über eine zweckmässige Therapie
treffen können. Dabei sind wir gegenüber dem Arzt in mehrfacher
Hinsicht im Vorteil. Immer sehen wir unsere Patienten nackt, in
ungekünstelter Stellung und Haltung, ferner sind wir in der glücklichen
Lage, von subjektiven Symptomen völlig absehen zu können,
da solche bei den Tieren, streng genommen, nicht in Frage kommen.
Unsere Befundaufnahme ist deshalb stets eine objektive, durch
keine Klagen und Meinungen von Seiten des Patienten beeinflusst.
Die Meinung; wir hätten es in dieser Hinsicht viel schwieriger
als der Menschenarzt, weil die Tiere nicht "reden" könnten, trifft
deshalb bei weitem nicht in dem Masse zu, wie allgemein geglaubt
wird; gegenteils sind wir darüber meist recht froh und haben
an dem, was uns die Tierbesitzer erzählen, meist übergenug. Ich
denke, auch die Aerzte würden sich oft mit etwas Wenigerem zufrieden
geben. Endlich möchte ich noch darauf hinweisen, dass unsere
Diagnosestellung fortgesetzt der schärfsten Kontrolle ausgesetzt ist,
indem fast jeder Kadaver, wieder aus wirtschaftlichen Gründen,
eröffnet und zerlegt wird, wobei in vielen Fällen die anatomische
Krankheitsursache selbst dem Laien erkennbar wird.
Die Schwierigkeiten der Untersuchung der Tiere liegen,
namentlich in den chirurgischen Fällen, anderswo, und sind im
wesentlichen begründet in der Unruhe der Tiere, ihrer Widersetzlichkeit
und Furchtsamkeit. Dazu kommt, dass einzelne Methoden
der Untersuchung, die dem Arzte vorzügliche, ja heute unentbehrlich
gewordene Dienste leisten, in der Veterinärchirurgie nur
eine untergeordnete Rolle spielen.
So kann die Röntgenuntersuchung bei den grossen Haustieren
nur eine beschränkte Anwendung finden. Das Haarkleid,
die derbe Haut, die gewaltigen Muskelmassen, Schattenbildung,
namentlich am Huf und nicht zuletzt die erheblichen Kosten stehen
der allgemeinen Einführung dieses so wertvollen Untersuchungsverfahrens
entgegen. Bei den kleinen Tieren, so besonders beim
Hund, leistet es jedoch gleichfalls gute Dienste und ist in vielen
Kliniken schon längst eingeführt.
Aber auch die Bedeutung der chirurgischen Krankheiten beim
Mensch und Tier ist eine sehr verschiedene. Während die tuberkulösen
Knochen- und Gelenkerkrankungen, die primäre infektiöse
Osteomyelitis, die Luxationen, die Blinddarmentzündung, das Magenkarzinom
und der Gebärmutterkrebs und noch viele andere
Zustände für die tierärztliche Praxis, ihrer Seltenheit wegen,
ziemlich bedeutungslos sind, müssen wir über die chronisch deformierenden
Gelenkentzündungen, wie sie als Spat, Schale, Gonitis,
Omarthritis beim Pferd so häufig vorkommen, über die chronischen
Tendinitiden, die Botriomykose beim Pferd, die Aktinomykose des
Rindes, das Rohren der Pferde infolge Rekurrenslähmung, wohl
unterrichtet sein.
Ein besonders wichtiges Gebiet stellt bei uns das der Lahmheiten
dar. Hier vermisst man am ehesten das Fehlen subjektiver
Symptome. Der Mensch kann den Arzt auf den Sitz des Schmerze
ohne weiteres hinweisen, während wir darauf angewiesen
sind, ihn unter Anwendung umständlicher Verfahren festzustellen.
Das sicherste Verfahren besteht diesfalls in einer eingehenden
Prüfung der funktionellen Störung, d. h. der besonderen Erscheinungen
der Lahmheit. Im Zweifelsfälle schreiten wir zur Anästhesierung
des vermuteten Krankheitsgebietes. Verschwindet hiernach
die Lahmheit, so ist damit der Sitz des Schmerzes und die Stelle,
wo nach der anatomischen Störung gesucht werden muss, nachgewiesen.
Dauert aber die Lahmheit an, so muss das Verfahren
in einem andern Gebiet wiederholt werden. Es ist aber einleuchtend,
dass dieses Anästhesierungsverfahren bei Bewegungsstörungen, die
nicht auf schmerzhaften Empfindungen, sondern auf Lähmungen,
Ankylose oder Kontraktur beruhen, versagen muss. Indessen sind
diese Zustände meist von so charakteristischen Symptomen begleitet,
dass deren Erkennen in der Regel keine Schwierigkeiten bereitet.
Auch die bei Menschen wie bei Tieren gleich häufig vorkommenden
Knochenbrüche, dann gewisse Zahnkrankheiten und Augenerkrankungen
und die Neubildungen erfordern hier wie dort eine
verschiedene Beurteilung und erheischen andere Massnahmen.
Und viele beim Menschen häufig ausgeführte Operationen,
wie die Resektion der Gelenke, die Amputationen von Extremitäten,
die Exstirpation einer Niere und noch viel andere Eingriffe,
können bei den Tieren, aus naheliegenden Gründen, nur selten
zur Anwendung gelangen, während die Neurektomie, die Tenotomie,
die Kastration, die operative Beseitigung des Kryptorchismus,
die Ovariotomie, die Exstirpation der Stimmtaschen, die
Luftsackoperation und die grosse Zahl der Hufoperationen, spezifische
tierärztliche Operationen sind. Nur sind wir gezwungen,
diese Eingriffe unter sehr viel ungünstigeren Verhältnissen durchzuführen
als der humane Chirurg die seinen: schon das Niederlegen
und Befestigen der Tiere erfordert grosse Umsicht, Gewandtheit
und strenge Beachtung gewisser Regeln, um die Tiere und das
Personal vor Beschädigungen zu bewahren. Dann ist das ungeheure
Klaffen der Wunden an gewissen Körperstellen in Verbindung mit
der Starrheit und Rigidität der Haut, der exakten Wiedervereinigung
durch die Naht äusserst hinderlich; dazu kommt unter Umständen
die gewaltige Kraft des Hautmuskels, dessen Wirkung keine Naht
standzuhalten vermag. Und der sehr wichtige Verband lässt sich
bei den grossen Tieren an verschiedenen Körperstellen gar nicht
anlegen.
All diese Schwierigkeiten sind häufig so gross, dass Eingriffe,
die heute an sich sehr wohl unternommen werden dürften, praktisch
nicht durchführbar sind.
Aber auch sonst sind die Bedingungen für eine glatte Heilung
der Operationswunden, wie sie der Erfolg in vielen Fällen unbedingt
heischt, ungünstige. Ich erinnere nur an die Unruhe der Tiere,
an die Unmöglichkeit, sie für längere Zeit in liegender Stellung
zu erhalten, an ihre Neigung, die Wunden durch Reiben, Scheuern,
Benagen und Abreissen der Verbände, durch Aufreissen der Nähte
oder in Vernarbung begriffener Wunden auf die mannigfaltigste Art
zu schädigen. Wenn es uns so, aus äussern Gründen, nicht vergönnt
ist, die operative Chirurgie in dem Masse zu vertiefen, wie es bei
der menschenärztlichen der Fall ist, die mit staunenswerten Erfolgen
jedes Organ des Körpers vor die Klinge bringt, so dürfen
Sie deshalb nicht glauben, dass wir einzig dazu berufen wären,
unsere Massnahmen lediglich auf unblutige Verfahren zu beschränken.
Im Gegenteil, verfügen auch wir, wie gezeigt, unter Anwendung
der modernen Hilfsmittel, insbesondere der Asepsis und
Antisepsis, sowie der Narkose über eine stattliche Anzahl eingreifender
und zusammengesetzter Operationen, die geeignet sind,
grossem Schaden vorzubeugen und Werte zu erhalten, wie es eben
der Zweck fast jeder tierärztlichen Operation erheischt.
Die enormen Fortschritte der wissenschaftlichen Medizin und
Chirurgie stellen an das Studium derselben immer grössere Anforderungen,
und die Menge dessen, was der Student bis zu seiner
Fachprüfung zu bewältigen hat, ist so gross geworden, dass nunmehr
keine Rede davon sein kann, ihn zu einem Meister auf allen
Gebieten der Tiermedizin zu. machen. Dazu kommt, dass die ohnehin
zu kurze Studienzeit — 8 Semester — gut zur Hälfte den theoretischen
Grundlagen gewidmet werden muss, damit sie den jungen
Tierarzt befähigen, mit der fortschreitenden Wissenschaft mitzugehen
und auch auf ihm weniger bekannten Gebieten sich mit
Hilfe der Literatur selbst weiter zu bilden und zu fördern.
Wenn schon die praktische Ausübung der Tierheilkunde nicht
die Apparatur und die vielen Handfertigkeiten erfordert wie das
bei der in Spezialitäten aufgelösten Medizin der Fall ist, so haben
doch auch wir Mühe genug, die Leute praktisch so weit zu fördern,
dass sie nach abgelegter Fachprüfung den Schritt in die Praxis
mit gutem Gewissen wagen dürfen. Um das zu erreichen, heisst
es Mass halten in den Zielen und Anforderungen.
Weil wir Lehrer zugleich auch Gelehrte und Forscher sein
sollen, so unterliegt etwa der eine oder der andere der Versuchung,
seinen Stoff so zu behandeln, wie es wohl für künftige Gelehrte
passen möchte, nicht aber zur Einführung in die Praxis. Aber
der Student hat das Recht zu verlangen, dass er in erster Linie
für seinen praktischen Beruf vorbereitet werde. Doch soll er
auch wissen, dass die Praxis der Wissenschaft nicht entraten
kann. Wir müssen nach Erkenntnis streben um zweckvoll handeln
zu können. Daher ein jeder, dem seine Arbeit wichtig ist, das
Bedürfnis empfindet, sich bei der Wissenschaft Klarheit und damit
auch Sicherheit zu holen.
Darum muss die Ausbildung der Studierenden in der Tierheilkunde
theoretisch und praktisch sein, wenn sie ihrer Aufgabe,
sie zu wissenschaftlich befähigten und praktisch tüchtigen Sachverständigen
und Beratern für die Landwirtschaft, die Armee, den
Grenz- und Schlachthofdienst, die Tierbesitzer und Tierzüchter
heranzubilden, gerecht werden will.
Nachdem der Student seine naturwissenschaftlichen Vorstudien
absolviert hat, darf er sich endlich den Fächern zuwenden, die
seiner zukünftigen Tätigkeit näher liegen. In der Regel tritt er
mit wahrem Feuereifer an das neue Gebiet heran, um bald zu erkennen,
dass auch hier nur eifriges Studium, zunächst der Grundlagen,
zum Ziele führt. Diese Grundlagen werden den Kandidaten
in mehrstündigen theoretischen Vorlesungen vermittelt. Sie bilden
das Fundament, auf dem die spezielle Chirurgie, die Operationstechnik
und der klinische Unterricht aufbauen muss. Deshalb bleibt
das Wissen des Lernenden fortgesetzt lückenhaft, wenn ihm diese
Grundlagen fehlen, wenn er insbesondere die allgemeine Chirurgie,
ebenso wie die allgemeine Pathologie nicht beherrscht. Meine
Hörer vernehmen diese Wahrheit heute nicht zum ersten Mal.
Immer und immer wieder sehe ich mich genötigt, darauf hinzuweisen.
Am guten Willen fehlt es den meisten nicht. Die Gründe
müssen demnach anderswo liegen. Und da tut man gut, beim
Aufspüren derselben zu allererst bei sich selbst zu beginnen. Das
ist geschehen, vielleicht mit einigem Nutzen; doch darf ich beifügen,
dass klinische Lehrer von Ruf dieselben Beobachtungen
machen müssen.
Oder haben am Ende jene Neuerer recht, die da behaupten, die
theoretischen Vorlesungen hätten sich als akademische Unterrichtsmethode
überlebt? Ich lasse heute diese Frage dahingestellt sein. Ich
persönlich halte die Vorlesung — um eine Vorlesung im wörtlichen
Sinne handelt es sich ja nicht, wie jeder Akademiker weiss — immer
noch für die beste Art des akademischen Unterrichts. Man glaube
ja nicht, dass die Lehr- und Handbücher, geschweige die Kompendien
die Vorlesungen und Uebungen vollkommen ersetzen
können. Das Buch, selbst das neueste, gehört der vergangenen
Zeit an, die Vorlesung weist das Heutige, Gegenwärtige auf.
Bücher und Zeitschriften werden die Vorlesungen wohl ergänzen.
die sich nicht auf jede Einzelheit ausbreiten können. Aber die
toten Buchstaben und Abbildungen der Bücher entbehren der Kraft
und Macht des lebenden Wortes und des Eindruckes von Selbstgesehenem
und Selbsterlebtem. Doch ist es dabei unerlässlich, durch
Zeichnungen, Präparate, Tafeln und den übrigen modernen Unterrichtsmitteln,
das Verständnis durch die Anschauung zu fördern.
Was dem Studenten durch erklärende Worte und Anschauung
zur Ueberzeugung geworden ist, wird dauernd in seinem Gedächtnis
haften und ihn befähigen, dem praktischen Unterricht mit Nutzen
zu folgen. Wenn aber, wie gesagt, die Erfolge trotzdem sich nicht
in dem Masse einstellen wollen wie es wünschenswert wäre, so
liegt das nach meiner Ueberzeugung im wesentlichen am heutigen
Schulbetrieb, bei dem der Student mit Wissenschaft förmlich überfüttert
wird.
Die Zahl der Vorlesungen und Uebungen beträgt 35-40
Stunden in der Woche, da ist es, wie Eberhard Vischer es so
richtig gesagt hat, begreiflich, dass sich der Student zuweilen
durch den Reichtum von Gelehrsamkeit, die sich über ihn ergiesst,
mehr bedrückt als beglückt fühlt. Und da wir auf der Universität
keinen Besuchszwang der Kollegien haben, so können wir dem
erfahrenen Lehrer und Chirurgen Czerni beistimmen, wenn er meint,
dass diese gesundheitlich ganz unerlaubte Ueberbürdung bloss
durch gelegentliches Schwänzen der Vorlesungen erträglich gemacht
werden könne.
Wie sich die weitere Ausbildung unserer Studenten gestaltet,
darf allgemeines Interesse nicht beanspruchen. Das Hauptgewicht
des praktischen Unterrichts wird auf die klinischen Demonstrationen
verlegt. Wo immer sich Gelegenheit bietet, werden auch die Bedürfnisse
der Militärpferdeärzte berücksichtigt.
Wie notwendig das ist, geht aus einer Zusammenstellung der
Abteilung für Veterinärwesen des eidg. Militärdepartements hervor.
Nach dieser kamen in der Zeit vom 4. August 1914 bis 31. Dezember
1918, fortlaufend gezählt, total 119,068 Krankheitsfälle
zur Behandlung.
Von den äusserlich Beschädigten oder innerlich Erkrankten
sind 5247 Requisitionspferde, Kavalleriepferde und Maultiere in
Abgang gekommen, d. h. umgestanden, abgeschlachtet oder als
dienstuntauglich ausgestossen worden, während 19,769 Pferde und
Maultiere in Kuranstalten behandelt werden mussten.
Von den 119,068 zur Behandlung gelangten Fällen betrafen
99,722 = 83,75 % äusserliche Leiden und nur 19,346 = 16,25 %
innerliche Erkrankungen.
Die chirurgischen Fälle überwiegen also die letztem ganz
erheblich. Davon beziehen sich 40,817 auf Erkrankungen der
Bewegungsorgane, 41,519 auf Schlagwunden, Hautkrankheiten,
Augenverletzungen, sowie andere Läsionen und 17,514 auf Druckschäden.
__________
Zur Durchführung unserer Aufgabe bedürfen wir dringend
der erforderlichen Einrichtungen, insbesondere geeigneter Räume.
Legen wir uns aber die Frage vor, ob unsere Klinik den Anforderungen
eines modernen Instituts genügt, so müssen wir diese
Frage verneinen.
Wenn die Unterkunftsräume für die kranken Tiere den Anforderungen
der Hygiene und den chirurgischen Grundsätzen zur
Not entsprechen, so trifft das in keiner Weise zu, hinsichtlich den
Operationsräumen und den zugehörigen Einrichtungen. Desgleichen
sind die Laboratorien gänzlich ungenügend, d. h. sie sind überhaupt
nicht vorhanden.
Diese Zustände sind unserer Regierung bekannt und am guten
Willen, sie zu beheben, fehlt es auch nicht. Ich lebe daher der
zuversichtlichen Hoffnung, dass auch unsere Zeit einmal kommen
werde. Wie der zu erwartende Ausbau im einzelnen gestaltet sein
müsste, will ich hier nicht erörtern. Nur kurz anführen möchte
ich zum Schluss, dass derselbe auch den Ansprüchen der Zukunft
zu genügen hätte, und auch dem sich vollziehenden Umschwung
der medizinischen Denkungsart, von der morphologisch-physikalischen
zur biochemischen Richtung, Rechnung tragen müsste.