Begrüßungsansprache des Rektors der Eidgenössischen
Technischen Hochschule.
Prof. Dr. Niggli:
Hochverehrte Festversammlung!
«Das Urmaß aller Dinge ruht
in Händen nicht, die endlich sind,
Es liegt verwahrt in Schatzgewölben,
Die kein vergänglich Auge schaut.
Wir führen Wage, Stab und Uhr,
Und was wir wägen schwindet hin;
Darum mit ehrerbiet'ger Scheu
Gebrauchen wir das Maß der Zeit
Und rufen hoher Jahre Zahl
Mit Weihefesten an.»
Diese schönen Worte, die Gottfried Keller unserer zürcherischen
Schwesteranstalt zum 50jährigen Wiegenfeste widmete, und
in denen sein seherischer Blick Wahrheiten sah, die erst die
neuere Naturwissenschaft in ihrer vollen Bedeutung zu würdigen
verstand, verkünden, warum unsere Hochschule den Eintritt in
das letzte Viertel des ersten Jahrhunderts als besonderen Tag der
Einkehr, des Rückblickes und des Ausblickes feiert.
Tief verwurzelt in dem Lande, das einen Heinrich Pestalozzi
und Jean Jacques Rousseau zu den Seinen zählen darf, ist unsere
höchste schweizerische Schule ein Sinnbild des Zusammenschlusses
der auf ihre Eigenart stolzen Kantone zur schweizerischen Eid.
genossenschaft. So gilt mein erster Gruß den Vertretern des hohen
Bundesrates, Herrn Bundespräsident Musy, Herrn Bundesrat
Meyer, Ehrenpräsident unseres Festes, den Herren Bundesräten
Pilet und Schultheß, den Vertretern der Kantonsregierungen, des
National- und Ständerates, des Bundesgerichts und des eidgenössischen
Versicherungsgerichts. Sie zu begrüßen und Ihnen zu danken,
heißt dem Schweizervolke, das Sie zu seinen Führern erkor,
Dank abzustatten für 75 Jahre nie versagender Bereitwilligkeit,
die Hochschule zu fördern. Als Vertreter des engem Kreises der
Lehrerschaft drängt es mich auch derjenigen Behörde, der die
unmittelbare Aufsicht und Verwaltung der Hochschule obliegt,
dem Schweizerischen Schulrate und dessen Präsidenten, Herrn
Prof. Dr. A. Rohn, am heutigen Tage die Versicherung zu erneuern,
wie sehr wir ihre Arbeit im Dienste der Hochschule zu schätzen
wissen.
Im Jahre 1857, als Zürich der polytechnischen Anstalt das
schöne Gelände hoch über der Altstadt zur Verfügung stellte,
wurde der Grundstein zu dem Hochschulviertel gelegt, das sich in
den letzten 30 Jahren zur Dominante des Städtebildes auswuchs.
Auch eine Hochschule ist dem Gesetz des Einflusses des Milieu
unterworfen. Wir freuen uns daher besonders herzlich, die Vertreter
von Stadt, Kanton und Universität Zürich begrüßen zu dürfen.
Und mit dem Rektor der zürcherischen kantonalen Hochschule
heißen wir die Herren Rektoren der Universitäten Basel,
Bern, Freiburg, Genf, Lausanne, Neuenburg und der Handelshochschule
St. Gallen aufs wärmste willkommen. Uns alle verbindet
das gemeinsame Ziel, der Wissenschaft zu dienen, den akademischen
Berufen die Tüchtigsten zuzuführen, zum Nutzen unseres
Vaterlandes, zum Wohle der schweizerischen Nation.
Die Eidgenössische Technische Hochschule durfte aber auch im
letzten Jahrzehnt erfolgreich manche gelockerten Bande zwischen
den Wissenschaftern und Ingenieuren der Nachbarländer wieder
enger knüpfen. Als einzige zentrale Hochschule der viersprachigen
Schweiz ist sie stolz auf diese völkerbindende, der universellen
Stellung der Wissenschaft und der Tradition des Landes angemessene
Aufgabe. Daß die Konsulate, die Technischen-, die Land-
und Forstwirtschaftlichen Hochschulen, die großen Akademien
und Ingenieurverbände des Auslandes sich so zahlreich vertreten
ließen, ist für uns eine ganz besondere Genugtuung. Möge die
Anwesenheit der Regierungsvertreter, der Vertreter der technischen
Wissenschaften von über 20 Ländern ein Symbol sein für den immer
enger werdenden Zusammenschluß der keine Landes- und Sprachgrenzen
kennenden menschlichen Kulturgemeinschaft!
Wie sehr innerhalb der Schweiz die Eidgenössische Technische
Hochschule mit Wissenschaft, Industrie und Wirtschaft ein Ganzes
bildet, haben manche warmen anerkennenden Worte bewiesen, die
ihr dargebracht wurden bei Anlaß der Einladung der Spitzenverbände
der wirtschaftlichen Organisationen und der unseren Unterrichtszielen
besonders nahe stehenden Verbände und Unternehmungen.
Den Vertretern dieser Organisationen und den Vertretern
der mit uns enger verbundenen eidgenössischen Departemente,
Direktionen und Institute Dank und Willkommgruß.
Viele von ihnen konnten ehemalige Studierende der Technischen
Hochschule, die jetzt in leitender Stellung sind, abordnen,
so (laß in vermehrtem Maße unsere Feier auch den Charakter
eines großen Familienfestes erhält. Mit unseren Ehrendoktoren
und Donatoren sind in großer Zahl von nah und fern frühere
Dozenten und vor allem viele Schüler unserer alma mater herbeigeeilt.
Mancher in Wissenschaft, Industrie und Technik berühmt
gewordene Name findet sich unter diesen Gästen, den Jüngern ein
Vorbild, der Hochschule zur Ehre.
Die Gesellschaft ehemaliger Studierender der Eidgenössischen
Technischen Hochschule, die Altherrenverbände einzelner Abteilungen
haben unermüdlich daran gearbeitet, die Beziehungen zwischen
Ehemaligen und Hochschule zu pflegen. Ihnen gebührt der
Dank dafür, daß dieser Zusammenschluß ein enger blieb. Mögen
unsere derzeitigen Studierenden, die Mitveranstalter der Feier und
zugleich unsere liebsten Gäste, mit gleicher Treue zu ihrer Hochschule
halten.
Pour vous, étudiants de la Suisse romande, italienne et
romanche, le passage du collège cantonal à l'école polytechnique
marque un événement bien plus décisif que pour vos camarades de
la Suisse allemande. Vous êtes obligés de vous installer dans un
centre scolaire parlant une autre langue et imbu de traditions qui,
quoique profondément suisses, diffèrent nécessairement de celles
du milieu de votre enfance. Conscients des sacrifices qui vous
sont imposés, nous disons un merci cordial aux étudiants
romands des vallées du Jura, des bords du Rhône et de la Sarine,
des rivages du Lac Léman et de Neuchâtel, à tous ceux qui, tout
en maintenant, dans notre Zurich suisse et cosmopolite, les meilleures
traditions politiques et littéraires de leur canton, ont tenu
à affirmer, dans ce foyer de la famille helvétique, leur tempérament
et leur idéal.
Ringrazio anche voi, giovanni schiere di Confederati Ticinesi,
voi cresciuti sulle rive soleggiate dei vostri laghi, ne! piano ridente
o per i pendu austeri. Benvenuti sempre fra noi neue aule delta
Scuola nostra! Recateci l'immortale visione dell'arte vostra e il brio
sereno della terra nativa! *
In cordial Dieus paghi era a vus grischuns romantschs che
vegnis neu e giu dalla Surselva e dall'Engiadina, a vus cun vies
temperament de montagnards ruasseivel e ponderau, cun vies spert
de toleranza en caussas linguisticas, ehe vus haveis mussau tontas
e tontas gadas dapi che vos babuns han engirau las ligias sut igl
ischi de Trun. *
C'est ainsi que, dès 1855, l'affluence des nombreux étudiants de
notre Suisse romande et de la Suisse allemande a imprimé à notre
Ecole le cachet d'Ecole helvétique dont, à juste titre, nous sommes
fiers et que nous sommes fermement résolus à maintenir dans
l'avenir.
Hochverehrte Festgäste!
Schon die Tatsache, daß Lehrerschaft und Studentenschaft der
Eidgenössischen Technischen Hochschule mit Ihnen und unter
Ihrer liebenswürdigen Anteilnahme den Beginn des 76. Studienjahres
festlich begehen dürfen, muß und wird uns Ansporn sein,
alles zu tun, das Ansehen der Hochschule zu mehren. Noch können
wir nicht auf eine Jahrhunderte alte Tradition zurückblicken. Mit
ihren 75 Jahren fühlt sieh die Hochschule jung wie die technische
'Wissenschaft, die sie pflegt. Jung sein aber birgt in sich die Verpflichtung,
Neues zu schaffen, Schwierigkeiten und Hindernisse zu
beseitigen, zielbewußt vorwärts zu schreiten. Ein Land wie die
Schweiz, das die Selbständigkeit eines kleinen Wirtschaftsgebietes
aufrechtzuerhalten hat, das täglich neu beweisen muß, daß auch
ohne große Mineralschätze eine Industrie sich nicht nur bilden,
sondern zu ansehnlicher Höhe entwickeln kann, muß alle Kräfte
anspannen, soll ihm Erfolg beschieden sein. Dazu gehört in erster
Linie die Nutzbarmachung der wissenschaftlichen Forschung. Stillstand
bedeutet für unsere Wirtschaft und Industrie Rückschritt.
So muß es auch (las Bestreben der Eidgenössischen Technischen
Hochschule sein, vom Guten das Beste zu bieten, von der Lehranstalt
zum Lehr- und Forschungsinstitut sich auszugestalten.
Wir danken den Behörden, daß sie durch Bewilligung der notwendigen
Mittel den Beginn der Reorganisation ermöglichten und
hoffen, daß das erste Jahrhundert vollende, was dringendes Bedürfnis
im Interesse unseres allgeliebten Vaterlandes ist.
Der Zeit, in der wir leben, ist die harmonische Gestaltung
menschlichen Daseins keine Selbstverständlichkeit. Eine große Unrast,
eine Unsicherheit hat Platz gegriffen. Sind sie das Anzeichen,
(laß schlummernde Kräfte neu sich zu entfalten beginnen, oder
sind sie eine Folge der Resignation, des Verzichtes auf eine einheitliche
Lebensführung?
Die Technischen Hochschulen müssen sich bewußt sein, daß
sie im Brennpunkte dieser schicksalschweren Fragen stehen. Sie
haben mitgeholfen, daß äußerlich die Einheit der «universitas»
verloren ging. Die mit den technischen Fortschritten aufs innigste
verbundene Industrialisierung hat neue soziale Probleme aufgeworfen
und in der Gegenüberstellung von Kultur und Technik, von
Kunst und Technik, wird oft Wesentliches des ganzen Zwiespaltes
empfunden. Zur Überwindung dieser Krisis ist es notwendig, sich
auf den Ursprung, den Quell der menschlichen Tätigkeiten zu besinnen,
äußere sich diese in wissenschaftlicher, künstlerischer oder
technischer Gestaltung. in ihrer Urbedeutung ist die Technik dem
Willen entsprungen, die Kräfte der Natur sich untertan zu machen,
aus der Kenntnis ihrer Wirkung heraus Neues, Zweckbestimmtes
zu schaffen, den Schöpferdrang in die Bahnen zu lenken, die fortschreitende
Kenntnis der Natur dem Menschengeiste weist. Sie ist
unlösbar verbunden mit dem Drange nach wissenschaftlicher und
im besonderen naturwissenschaftlicher Erkenntnis, mit dem gewaltigen
Versuch durch Herausarbeitung des Wesentlichen, Umfassenden
und durch Vertiefung in das Einzelne, ein Weltbild zu
erhalten, das in dem Chaos der Erscheinungen und im Wirbel persönlichen
Erlebens die Ruhe der großen Natur atmet. Sie ist die
Schwester der künstlerischen Gestaltung, die symbolhaft zu formen
sucht, was uns die innere Schau an Werten und Einsichten vermittelt.
Bleiben wir uns dieser Einheit in der Mannigfaltigkeit
geistigen Lebens bewußt, so werden wir erkennen, daß manche
Auswüchse, die in der Verwendung des technisch, wissenschaftlich
oder künstlerisch Geschaffenen zur Geltung kamen, ohne Zusammenhang
mit dem Ganzen sind, und im Interesse einer harmonischen
Lebensgestaltung wieder verschwinden müssen. So tut
Besinnung auf die grundsätzlichen Zusammenhänge not. Die Technischen
Hochschulen müssen heute, wo das Fachwissen an jeden
große Anforderungen stellt, mehr als je die Grundlagen pflegen,
den Sinn für die Allgemeinbildung wecken, die Fachschule der
Hochschule unterordnen. Nur der wird frei und erfolgreich schaffen
können, der stets auf den Urquell aller Technik zurückgreifen
kann, dessen Stärke nicht die Routine, sondern die in sich geschlossene,
wissenschaftlich durchgebildete, der Kunst empfängliche
Persönlichkeit ist.
Daß auch die Eidgenössische Technische Hochschule das Ihrige
beitrage am Aufbau einer neuen Kulturgemeinschaft, sei der
Wunsch, Inh dein wir sie in das letzte Viertel des ersten Jahrhunderts
geleiten wollen, mit dem das 76. Studienjahr eröffnet sei.
Akademische Ehrungen und Schlußwort.
Rektor Prof. Dr. Niggli:
Hochverehrte Festversammlung!
Tiefbewegt möchte ich zum Schlusse unserer Feier im Namen
des Lehrkörpers der Eidgenössischen Technischen Hochschule allen
denen danken, die so freundliche, anerkennende und für die zukünftige
Entwicklung so gewichtige Worte an uns gerichtet haben,
Herrn Schulratspräsident Prof. Dr. Rohn, Herrn Bundesrat Dr.
Meyer, Herrn Nationalrat Dr. Sulzer, Herrn Rektor Prof. Dr.
Köhler, Herrn Direktor Naville und Herrn Studiosus Eisenring.
Die Worte werden in uns nachklingen und uns weiterhin Ansporn
sein, alle Kräfte iii den Dienst der Hochschule zu stellen.
Dank, herzlichen Dank, möchte ich aber auch allen schweizerischen
und ausländischen Hochschulen und Verbänden aussprechen,
die durch Abordnung von Delegierten, durch Überreichung
von Adressen, durch Übermittlung von ihrer Sympathie Ausdruck
verleihenden Schreiben oder durch persönliche Ehrungen die Eidgenössische
Technische Hochschule zur 75. Jahresfeier beglückwünschten.
Mit der hochherzigen Stiftung eines Stipendienfonds ist einem
im Gründungsgesetz gestrichenen, bereits vor 75 Jahren von dem
nachmaligen Schulratspräsidenten Kappeler warm befürworteten
Wunsche Rechnung getragen worden. Hoffen wir, daß es mit Hilfe
dieses Fonds möglich sein wird den akademischen Nachwuchs und
die Führer in Industrie und Wirtschaft, ohne Rücksicht auf die
Kosten des Studiums, aus den Tüchtigsten auszuwählen und auszubilden.
Der prächtige Jubiläumsfonds, der uns im Namen der
großen Industrien, des Handels und der Wirtschaft des Landes,
und der Gesellschaft ehemaliger Studierender der Eidgenössischen
Technischen Hochschule übergeben wurde und der in erster Linie
den Zielen der freien Forschung und der Lehrtätigkeit dienen soll,
ist ein großartiges Geschenk, das uns hoffnungsfreudig in die Zukunft
blicken läßt. Er wird nicht nur die Aufgabe der Eidgenössischen
Technischen Hochschule erleichtern, er zeigt uns wie stark
das Band ist, das Handel, Industrie und Wirtschaft unseres Landes
mit der Hochschule verbindet, wie groß auch in schwierigen Zeiten
die Opferwilligkeit unseres Volkes für seine höheren Bildungsanstalten
ist.
Nehmen Sie, hochherzige Geber, im Namen der Eidgenössischen
Technischen Hochschule unseren tiefgefühlten Dank entgegen.
Hochgeehrte Festversammlung!
Unser Fest hat aufs neue dargetan, daß es drei Kreise sind,
mit denen die Eidgenössische Technische Hochschule in engster
Fühlung steht. Es sind das gesamte Land, vertreten durch seine Behörden,
die angewandte Wissenschaft, das heißt die akademischen
Berufe und Organisationen, die unseren Ausbildungszielen nahe
stehen, und die freie wissenschaftliche Forschung.
Das Lehrerkollegium weiß, daß es sich und die Hochschule
ehrt, wenn es als Zeichen des lebendigen Zusammenhanges, als
Zeugnis der Hochachtung und Wertschätzung, versucht durch die
Erteilung der akademischen Würde eines Doktors ehrenhalber
Vertreter dieser drei Kreise noch enger mit der Hochschule zu
verbinden.
Ich freue mich, daß es mir vergönnt ist in dieser feierlichen
Stunde die höchste Anerkennung, die die Hochschule aussprechen
kann, zwölf hervorragenden Männern übermitteln zu dürfen, vier
Männern, die während ihrer administrativen Tätigkeit mit großem
Verständnis und großer Weitsicht Ziele der Eidgenössischen Technischen
Hochschule verfolgt haben, vier hervorragenden Praktikern,
die das Ansehen schweizerischer Ingenieurkunst und chemischer
Industrie mehrten, vier Pionieren auf dem Gebiete mathematisch
. physikalischer, naturwissenschaftlicher und technisch-wissenschaftlicher
Forschung.
L'école polytechnique fédérale confère à Monsieur Ernest
Chuard, ancien Conseiller fédéral, le titre de Docteur honoraire
ès sciences techniques en reconnaissance des services qu'il a rendus
à l'Ecole Polytechnique fédérale.
Die Eidgenössische Technische Hochschule verleiht Herrn
Bundesrat Edmund Schultheß in Anerkennung seiner Verdienste
um die Förderung der schweizerischen Volkswirtschaft im allgemeinen
und der Landwirtschaft im besonderen die Würde eines
Doktors der Technischen Wissenschaften ehrenhalber.
Sie verleiht durch diese Urkunde Herrn Prof. Dr. Arthur Rohn,
Präsident des Schweiz. Schulrates, die Würde eines Doktors der
technischen Wissenschaften ehrenhalber in Würdigung seiner Verdienste
um die Entwicklung der Eidgenössischen Technischen
Hochschule.
Die Hochschule verleiht Herrn Stadtpräsident Dr. Emil Klöti
die Würde eines Doktors der technischen Wissenschaften ehrenhalber
in Würdigung seiner Verdienste um das Bauwesen der
Stadt Zürich.
Auf Antrag der Abteilung für Bauingenieure habe ich die
Würde eines Doktors der technischen Wissenschaften ehrenhalber
zu übermitteln Herrn O. H. Ammann, Chief Engineer, The Port of
New York Authority, in Würdigung der hervorragenden Leistungen
auf dem Gebiete des Brückenbaues.
Auf Antrag der Abteilung für Maschineningenieurwesen und
Elektrotechnik habe ich Herrn Sidney Brown, Delegierter des Verwaltungsrates
von Brown Boveri & Co. in Baden, in Anerkennung
seiner wegbereitenden Tätigkeit für die Entwicklung des Elektromaschinenbaues
die Würde eines Doktors der technischen Wissenschaften
ehrenhalber zu übermitteln.
Auf Antrag der Abteilung für Chemie wird Herrn Dr. J. Rudolf
Geigy in Basel in Anerkennung seiner Verdienste um die Entwicklung
der Schweiz. Farbstoffindustrie die Würde des Doktors
der Technischen Wissenschaften ehrenhalber verliehen.
Auf Antrag der Abteilung für Pharmazie habe ich Herrn Dr.
Kurt Siegfried in Zofingen in Anerkennung seiner Verdienste um
die schweizerische Pharmakopöe und um die Förderung der pharmazeutisch-chemischen
Industrie in der Schweiz die Würde eines
Doktors der Naturwissenschaften ehrenhalber zu übermitteln.
L'Ecole polytechnique fédérale, sur la proposition de l'Ecole
normale des sciences naturelles, confère à Monsieur le Dr. Robert
Chodat, Prof. à l'Université de Genève, en témoignage de haute
estime pour sa féconde activité dans les domaines les plus divers
de la botanique, le titre de Docteur honoraire es sciences naturelles.
Sie verleiht auf Antrag der Abteilung für Maschineningenieurwesen
und Elektrotechnik Herrn Prof. A. E. H. Love in Oxford
in Würdigung seiner klassischen Arbeiten auf dem Gebiet der
Elastizitätslehre und ihrer Bedeutung für die technische Forschung
die Würde eines Doktors der technischen Wissenschaften ehrenhalber.
Auf Antrag der gleichen Abteilung habe ich Herrn Prof.
Ludwig Prandtl in Göttingen in Würdigung seiner hervorragenden
Arbeiten auf dem Gebiete der angewandten Mechanik und insbesondere
der Strömungsforschung das Diplom eines Doktors der
Technischen Wissenschaften ehrenhalber zu verleihen.
Auf Antrag der Abteilung für Fachlehrer in Mathematik und
Physik verleiht die Eidgenössische Technische Hochschule Herrn
Prof. Dr. Albert Einstein, dem Vollender der klassischen Physik
in der Relativitätstheorie und dem Bahnbrecher der Quantenphysik,
ihrem ehemaligen Schüler und Lehrer, in Anerkennung
seiner überragenden wissenschaftlichen Leistungen und in dankbarer
Erinnerung an die Dienste, welche er der Schweiz und der
Hochschule geleistet hat, die Würde eines Doktors der Naturwissenschaften
ehrenhalber.
Ich begrüße die neuernannten Ehrendoktoren. Gemeinsames
Streben hat uns bis jetzt schon verbunden, möge die neue Würde
sie noch inniger an uns ketten.
Hochverehrte Festversammlung!
Die Hochschulen haben eine hohe, hehre aber auch eine verantwortungsvolle
Aufgabe zu erfüllen. Eine Jubelfeier läßt die
anerkennenden Worte leichter formen als den Tadel, der für eine
gesunde Weiterentwicklung nicht minder notwendig ist! Gefahren
und Fehler einzusehen ist ebenso wichtig, wie Verdienste auf ihren
Ursprung zurückzuverfolgen.
Ihre wohlmeinende, sachliche, jedoch freie und offene Kritik
an unserer Arbeit wird immer ein geneigtes Ohr finden und Erfolg
haben, wenn sie getragen ist von wissenschaftlichem Ernst und
Verständnis und im Einklange steht mit den Zielen wahrer Geistesbildung,
denn, um mit den bereits von Herrn Bundesrat Meyer
zitierten Worten des Dichters zu schließen, der unserem Festakt
die Eröffnungsworte gab:
«Kein fürstlicher Reichtum,
Kein Erbe der Väter
Erhält uns die Schule;
Auf schwankem Gesetze,
Sie steht in den Äther
Des täglichen Willens,
Des täglichen Opfers
Des Volkes gebaut.»