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DIE UNIVERSITÄT FREIBURG AN DER SCHWELLE ZUM ZEHNTEN JAHRZEHNT

MAX GUTZWILLER
L'Université de Fribourg en 1909
UNIVERSITÄTSVERLAG FREIBURG SCHWEIZ

FREIBURGER UNIVERSITÄTSREDEN
NEUE FOLGE Nr. 33
1980
UNIVERSITÄTSVERLAG FREIBURG SCHWEIZ

BERNHARD SCHNYDER

DIE UNIVERSITÄT FREIBURG AN DER SCHWELLE ZUM ZEHNTEN JAHRZEHNT

MAX GUTZWILLER
L'Université de Fribourg en 1909

Festvortrag, gehalten am Dies academicus der Universität Freiburg Schweiz

am 15. November 1979
1980
UNIVERSITÄTSVERLAG FREIBURG SCHWEIZ

Veröffentlicht mit Unterstützung des Hochschulrates der Universität Freiburg

© 1980 by Universitätsverlag Freiburg Schweiz
Paulusdruckerei Freiburg Schweiz
ISBN 3-7278-0233-2

Die Universität Freiburg im Uchtland ist neunzigjährig geworden. Sie steht an der Schwelle zum zehnten Jahrzehnt. Dies könnte Grund dafür sein, jener zu gedenken, die diese Hochschule geschaffen und getragen haben. Mit der Geschichte unserer Universität, mit dem, was sie gewesen ist, wird sich denn auch der Ehrenpräsident unseres DIES, Professor Max Gutzwiller, so befassen, wie nur er das kann. Ich habe mir vorgenommen, von der in der Gegenwart kristallisierten Geschichte und vom nächsten Jahrzehnt zu sprechen. Vier Bereiche sind dabei zu untersuchen: einmal der Rahmen, das Gerüst, die Strukturen, sodann die Menschen, welche die Universitätsgemeinschaft bilden, alsdann die Aufgaben unserer Hochschule und schließlich der Geist, der sie trägt. Es geht also um den Rahmen, um die Personen, um die Ziele, um den Geist.

I

Sprechen wir vorerst vom Rahmen: vom Recht, von den Gebäuden, vom Geld und von der Verwaltung.

Die Universität Freiburg ist gemäß Gesetz juristische Person. Dieser Rechtsbegriff — wie andere Rechtbegriffe eine Kurzbezeichnung für komplizierte Tatbestände und Rechtsfolgen — ist mehr als eine Spielerei. In ihm kommt zum Ausdruck, daß der Universität Autonomie eignet. Das Subsidiaritätsprinzip, nach dem der Staat die kleineren Gemeinschaften nach Maßgabe ihrer Eigenart Selbstverantwortung tragen läßt, ist die staats-philosophische Grundlage dieser Autonomie. Diese Eigenverantwortung kann aber die Universität nur wahrnehmen, wenn sie Strukturen hat, die dafür sorgen, daß Sachverstand und Zuständigkeit zusammenfallen, und wenn sie von Menschen gelenkt wird, die gewillt sind, Verantwortung zu tragen. Autonomie heißt nicht, daß es in Universitätssachen keine politischen Entscheidungen gebe. Diese nun haben bei uns letztverantwortlich der Erziehungsdirektor, der Staatsrat, der Große Rat und das Volk zu treffen. Für diese Frage nach der angemessenen Autonomie gilt: Der Teufel sitzt im Detail, die praktische Lösung im gegenseitigen Vertrauensverhältnis. Weil der Teufel im Detail sitzt, haben wir zwar ein modernes Universitätsgesetz von 1970, aber noch keine Statuten. Und weil die praktische Lösung im gegenseitigen Vertrauen liegt, haben wir uns Tag für Tag darum zu bemühen. Was vom Verhältnis Staat/Universität gilt, spielt auch mutatis mutandis im Verhältnis Gesamtuniversität/Fakultäten.

Im Fremdenführer der Stadt Freiburg ist die Universität ein Gebäude. Wir schätzen uns glücklich, gerade dieses Hauptgebäude im Herzen der Stadt Freiburg als Stätte unseres Wirkens zu besitzen. Wir sind auch zu Recht stolz auf die neuen Gebäude der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät im Pérolles-Quartier. Leider trägt die räumliche Distanz zwischen Natur- und Geisteswissenschaften zu sehr dazu bei, daß wir uns nicht oder schlecht kennen. Die Sorge um den menschlichen, aber auch den wissenschaftlich-interdisziplinären Kontakt darf nicht zum Hobby weniger werden. Vor Jahresfrist ist mit der Einweihung der Neubauten in Miséricorde eine wichtige Bauetappe abgeschlossen worden. Wir sind guter Hoffnung, daß noch unter dem jetzigen Rektorat die neue Mensa entstehen wird, die dringend wichtigen Parkplätze geschaffen werden und der wort- und damit geisttötende Lärm der Lokomotiven durch die Überbauung der Geleise vermindert wird.

Wir sind keine reinen Geister. Wir brauchen Raum. Wir brauchen aber auch Geld. Die alljährliche Zustimmung zum Budget der Universität durch den Großen Rat ist die handgreifliche Bejahung unserer Hochschule durch die freiburgischen Volksvertreter. Das Universitätsbudget wird kaum je populär sein. Das weiß der Erziehungsdirektor, das weiß der Staatsrat, das weiß der Große Rat. Umso dankbarer sind wir den politischen Behörden für ihren Einsatz.

Wir haben kein Lobby; wir haben nur Argumente. Ist denn die Universität für den Kanton ein Opfer, wie viele behaupten, oder aber ein Geschäft, wie andere zu beweisen sich anheischig machen? Es kommt ganz darauf an, wie viele Faktoren man einbezieht. Und deshalb ist die Frage «Opfer» oder «Geschäft» so falsch gestellt. —Freiburg als finanzschwacher Kanton kann aber eine Universität nicht allein tragen. Ohne Bundeshilfe — Hochschulförderung und Nationalfonds — wären wir im besten Fall zum Provinziellen verurteilt —und das darf sich eine Universität nicht leisten. — Aber auch die Kassen des Bundes sind alles andere als unerschöpflich. So erwarten wir denn für morgen den Beitrag der Nichthochschulkantone und der Hochschulkantone, deren Angehörige in Freiburg studieren. Nur so können wir den dringenden Nachholbedarf decken und wichtige Planungsvorhaben verwirklichen. — Seit der Gründung der Universität haben uns immer wieder treue Freunde entscheidend geholfen. Seit 30 Jahren ist die Hilfe der Schweizer Katholiken institutionalisiert. Für das Setzen von Akzenten, für Initialzündungen und als rettender Anker in ausweglosen Situationen ist dieser Beitrag nach wie vor unabdingbar. Ob dabei neben der Adventskollekte andere Formen gefunden werden, wird gegenwärtig überprüft.

Zum Gerüst der Universität gehören schließlich die Rahmenbedingungen, die uns die Administration

auf der Stufe der Gesamtuniversität wie auch in den Fakultäten verschafft. Hier wird dafür gesorgt, daß das Ganze überhaupt klappt. Ziel einer modernen Verwaltung ist nichts anderes als Hilfe dafür, daß die Universitätsaufgaben — Lehre und Forschung überhaupt und besser erfüllt werden können. Die Verwaltung will dienen und entlasten.

II

Vom Gerüst nun zu den Menschen. Die Universitätsgemeinschaft besteht — von den erwähnten Hilfen der Verwaltung und von vielen unersetzlichen Sekretärinnen abgesehen — aus Studenten, Mittelbau und Professoren.

Im Vordergrund stehen vorerst einmal die Studenten. Sie sind zahlreicher geworden. Vor 90 Jahren zählte die philosophische Fakultät ganze 5 Studenten, heute 1600. Im Laufe einer einzigen Generation hat sich die Studentenzahl — in der Schweiz und in Freiburg —verdreifacht. Die Studenten: das sind bei uns die 1000 Freiburger und Angehörige aller anderen 25 Kantone; das sind neben den über 3000 Eidgenossen die 600-700 anderen Europäer, das sind 114 Afrikaner, 42 Amerikaner, 84 Asiaten und 4 Australier. Die Studenten sind — rechtlich gesprochen —Anstaltsbenützer. Um sie geht es. Die Lehre ist ganz, die Forschung zum Teil für sie da. Sie sind

unsere zukünftigen Ehemaligen. Aber primär sind sie gerade nicht das. Sie wollen und sollen sich nicht nur auf das Berufsleben vorbereiten. Sie sollen und wollen jetzt ein erfülltes Leben leben. Sie sind nicht mehr die georteten und kalkulierbaren Studenten der Nachkriegszeit. Sie sind aber auch nicht mehr die 68er Studenten. Sie haben Angst und Hoffnung. Ihre Zukunft liegt im dritten, nicht im zweiten Jahrtausend. Sie haben Anspruch auf Professoren, die für sie da sind. Sie sind dankbar für demütige Sicherheit der Dozenten. Sie sollten — nach unseren neuen Statuten —die Universität mitgestalten. Das bedeutet für sie und für uns einen Lernprozeß. Sonst gibt es Dauerkonflikte oder Resignation. Beides lähmt uns. Werden sie im letzten Jahrzehnt unseres ersten Universitäts-Jahrhunderts noch zunehmen? Wohl kaum mehr massiv. Der Prozentsatz der Studentinnen wird immerhin weiter ansteigen. Im übrigen hängt von nun an die Zunahme der Studentenzahl auch ab von wichtigen universitätspolitischen Optionen: vom Ausbau oder Nicht-Ausbau gewisser Sektoren und von der Regelung der Zulassungsbedingungen.

Früher war die Universitätsgemeinschaft die «universitas magistrorum et scholarium». Das war auch noch zu meiner Studienzeit fast so. Wir Freiburger Juristen hatten «den» Assistenten, mehr nicht. Heute nun bildet der Mittelbau Bestandteil der Universität. Hier liegt das grundsätzlich Neue im Aufbau unserer

Gemeinschaft. Tertium datur. Es gibt ein Drittes. Weil dieser «Stand» an der Universität verhältnismäßig neu ist, ist auch noch Manches unklar oder anders gesagt nur Weniges selbstverständlich. Die Assistenten werden von Fakultät zu Fakultät, von Fach zu Fach, von Dozent zu Dozent sehr unterschiedlich in Lehre und Forschung eingesetzt. Beide — Lehre und Forschung — wären indessen heute ohne Mittelbau undenkbar. Der Mittelbau hat aufs Ganze gesehen weitaus die größte Präsenz an der Universität. Er ist denn auch am besten informiert. Die Studenten vertrauen den Assistenten an, was sie von den Professoren denken. Die Professoren lassen gelegentlich durchblicken, was sie sich für Studenten wünschen. Auf diese Weise kann und soll der Mittelbau besonders gut die Anliegen aller —natürlich auch die eigenen — zur Sprache bringen.

Bleiben die Professoren. Unser Ehrenpräsident, Professor Max Gutzwiller, hat in einem ideenreichen Aufsatz über den Hochschullehrer unter anderem sinngemäß geschrieben: Hochschulpolitik — das ist die Berufung von Professoren. Das ist denn auch heute noch der Kern aller Hochschulpolitik. Hier entscheidet es sich, was unsere Hochschule in diesem oder jenem Fach und aufs Ganze gesehen für einen Rang hat. Hier fällt der grundlegende Entscheid darüber, wie schließlich gelehrt wird. Hier wird entschieden, wo die Forschungsschwerpunkte liegen.

So muß denn alles darauf ausgerichtet sein, daß das Verfahren und die am Verfahren beteiligten Personen die Wahl «des Besten» garantieren. Doch wer ist dieser Beste? Und warum soll er gerade an die Universität und nicht primär andern Institutionen —dem Staat, der Kirche, der Wirtschaft, der Gewerkschaft — dienen? Und wieso soll er Hochschullehrer werden und nicht Mittelschul- oder Primarlehrer? Alle brauchen die besten. Nun aber ist der beste Hochschullehrer vielleicht nicht imstande, einem Kinde das ABC beizubringen. Ein begnadeter Rechtslehrer könnte ein mittelmäßiger Anwalt, ein guter Anatom ein untauglicher Landarzt sein; ein großer Theologe taugt vielleicht nicht zum Dorfpfarrer. Mit andern Worten: wir brauchen nicht die Besten schlechthin, sondern die besten Hochschullehrer. Und weil schließlich fast alles auf diese Ernennungen ankommt, geht es darum, alles Mögliche vorzukehren, damit hier das Richtige geschieht: es geht um die Nachwuchsförderung; es geht um die Ausstrahlung der schon anwesenden Dozenten; es geht um das Ambiente, das wir den neuen Professoren bieten und den älteren erhalten; es geht um die Integration der Professoren in Stadt und Kanton; es geht um die Atmosphäre in der Sektion, in der Fakultät, in der Universität; es geht um Sabbatmonate; es geht vielleicht auch um das Gehalt und sicher um die Rahmenbedingungen, welche Professoren bei uns antreffen. Hochschulpolitik — so sagt es Max Gutzwiller

ist die Berufung von Professoren. Diese Erkenntnis wollen wir ins nächste Jahrzehnt mitnehmen. Nicht vergessen dürfen wir hier jene Professoren und Dozenten, die nur nebenamtlich — gelegentlich für ein Honorar, einen Ehrensold, im wahrsten Sinne des Wortes — an unserer Universität wirken. Zwar ruht die Hauptlast der Verantwortung —gerade an unserer Universität — auf den Schultern der Hauptamtlichen. Und wo solche fehlen — wie in der Sozialarbeit oder beim Institut für Journalismus —, empfinden das alle Beteiligten als einen Mangel. Ich glaube aber, daß es noch viele gäbe, die gerne und gut nebenamtlich unser Lehrangebot verstärken würden.

III

Damit sind wir mitten im dritten Teil, bei den Aufgaben der Universität. Ich will nicht die Binsenwahrheit wiederholen, daß es primär um Lehre und Forschung geht. Es ist für unsere Verhältnisse auch kaum bestritten, daß alle Hochschullehrer wenigstens irgendwie auch Forscher sein sollten, irgendwo in Neuland vorstoßen sollten, irgend etwas sagen oder schreiben sollten, das nicht andere auch schon geäußert haben. Umstritten ist, ob denn nicht auch das Lehren gelernt werden müßte. Zweifellos macht beim Hochschullehrer die Person fast alles aus und

die Lehrmethode nur wenig. Aber dieses Wenige vernachlässigen wir sträflich. Ich glaube, daß die Universität ihren Lehrern ein Minimum von hochschuldidaktischen Erkenntnissen vermitteln sollte. Wer von uns frägt sich denn jeweils —oder immer —, welches Lehrziel er denn mit dieser oder jener Vorlesung —in diesem Semester, in dieser Stunde — verfolge? Die Lehre vom Lehren müßte doch eigentlich den Inhaber eines Lehrstuhls etwas angehen. Und da schon von Lehrstühlen die Rede ist. Wird es im kommenden Jahrzehnt neue geben? Werden alte untergehen? Zur Stunde sind drei durch den Senat dem Staatsrat beantragt und liegt der Antrag für einen vierten bald einmal vor dem Senat. Es handelt sich bei allen vier um dringend notwendige Lehrangebote. Ob in den nächsten Jahren weitere Lehrstühle beantragt werden können, hängt entscheidend von den finanzpolitischen Rahmenbedingungen ab. So oder anders muß das Ganze überdacht werden. Und hiefür braucht es nach Ansicht des Rektorates spätestens innert Jahresfrist vergleichbare Erkenntnisse über den Stand der Lehre und die weiteren Bedürfnisse in der gesamten Universität. Da aber die Lehre aufs engste mit der Forschung verknüpft ist und es auch sein soll, muß unsere Dokumentation auch den Forschungsstand wiedergeben. Die Liste der wissenschaftlichen Publikationen im Rektoratsbericht ist gut und schön, aber denn doch noch nicht ein aussagekräftiger Forschungsbericht. Daß solche

Berichte im kommenden Jahrzehnt von der wissenschaftlichen Qualität unserer Hochschule Zeugnis ablegen, wird ein Hauptanliegen eines jeden Rektorates sein. Ein entscheidendes Hilfsmittel hiefür ist eine auch im Personellen genügend dotierte Bibliothek.

Soll nun aber unsere Universität neben ihren ureigensten Aufgaben Lehre und Forschung noch andere Ziele verfolgen? Hierzu ist einmal zu sagen, daß sie dies mittelbar sowieso tut. Indem Hochschullehrer Studenten heranbilden, gestalten sie — so oder anders — das zukünftige Verhalten von Trägern akademischer Berufe. So und so viele wissenschaftliche Erkenntnisse haben gesellschaftspolitische Relevanz. Dabei bleibt für die Hochschule die Wissenschaftlichkeit oberstes, absolutes Gebot. Wohl aber kann sich der Forscher in der Wahl seiner Forschungsgebiete und im Einsatz für das als richtig Erkannte und für Mitmenschen Relevante so oder anders verhalten. Hier liegt eine echte Verantwortung des einzelnen Forschers und der Gesamtuniversität: Die Sorgen und Nöte unserer Zeit und unseres Landes, aber gerade nicht nur des unseren, fordern auch die Wissenschaft heraus. Daneben darf und muß es aber Wissenschaft geben, welche sich gerade nicht durch einen unmittelbaren oder vorhersehbaren Nutzen auszeichnet. Wer denn — wenn nicht einmal die Hochschule — soll die Überzeugung vom Sinn des Wahren und des Schönen im letzten Fünftel des

zwanzigsten Jahrhunderts hochhalten? Soll aber die Hochschule nicht auch möglichst viele Menschen mit diesem ihr Ureigenen beschenken? Soll sie nicht auch den diplomierten Akademiker immer wieder zurückführen zu den Quellen seines Faches? Anders gesagt: Soll nicht auch bei uns eine Senioren-Universität entstehen, soll nicht auch bei uns «éducation permanente» betrieben werden? Ansätze für beides sind vorhanden. Beides ist in Zusammenwirken mit schon Bestehendem und mit anderen — namentlich anderen Universitäten — zu prüfen. Sicher aber soll und will die Universität Freiburg auch im kommenden Jahrzehnt ein kulturelles Zentrum für Freiburg und die Schweiz bleiben am Ort, wo Deutsch und Weisch die Hand sich reicht. Und damit kommen wir zum Letzten: Zum Geist, der diese Universität prägt, der ihr Spezifisches ausmacht.

IV

Jede Universität ist geprägt vom Geist des Ortes, an dem sie lebt. Der genius loci Freiburgs spiegelt sich in den 1000 Freiburger Studenten, in der schönen Zahl von Freiburger Assistenten und Dozenten, vor allem aber auch in der Zweisprachigkeit wieder. Wenn in der Schweiz die verschiedenen Sprachgruppen nicht nur nebeneinander, sondern miteinander leben wollen, braucht es eine Unzahl von

Dauerkontakten und gewollte Kristallisationen der Mehrsprachigkeit. Unsere Universität ist ein Beispiel hiefür. Sicher ist die Zweisprachigkeit gelegentlich Belastung, aber denn doch weit mehr Bereicherung. Aus der Froschperspektive meines Faches kann ich dies jedenfalls voll bejahen. Sicher ist die Nächstenliebe oft schwieriger als die Fernstenliebe. Aber in einem Zeitalter, da die Besten sich weltweit um Frieden bemühen, sollte es auch möglich sein, das Zusammenleben zweier weltweit gesehen doch so nah verwandten Kulturen zu gestalten.

Wir rühmen uns gelegentlich, die am meisten schweizerische Universität zu sein. Das stimmt jedenfalls insofern, als der Prozentsatz der Schweizer Studenten anderer Kantone im Verhältnis zu den Angehörigen des Hochschulkantons bei uns am größten ist. Das stimmt auch insofern, als wir im ganzen Lande Stützpunkte mit Freunden unserer Hochschule besitzen. Nebenbei, aber gerne, sei erwähnt, daß auch vom Fürstentum Liechtenstein wir immer wieder in jeder Form Sympathie erfahren. Unsere Brückensituation sollte im kommenden Jahrzehnt als Auftrag der Universität Freiburg verstanden werden, bei der Gestaltung der «Hochschule Schweiz», bei der teils bitter notwendigen und sinnvollen Koordination besonders aktiv mitzuwirken.

Die Universität Freiburg nennt sich gerne auch internationale Universität. In den Gründerjahren

hing das sehr stark damit zusammen, daß der Universität nahestehende Professoren nur im Ausland zu finden waren. Aber auch heute noch melden sich regelmäßig bei der Suche nach Lehrstuhlinhabern hervorragende Gelehrte aus dem Ausland, die sich denn auch meist rasch und auf Dauer in Freiburg zuhause fühlen. Von unsern hauptamtlichen Dozenten mit Professorentitel sind vierzig Prozent Ausländer. Besonders wichtig erscheint mir gerade auch im kommenden Jahrzehnt die Aufnahme und Betreuung von Studenten aus der Dritten und der Vierten Welt. Die Not der anderen dürfte auch uns hierin noch erfinderischer machen.

Freiburg gilt schließlich als katholische Universität. Das meinen etwa Außenstehende oder Freunde, wenn sie sagen: «Gerade das hätte ich von Freiburg nicht erwartet.» Worin beruht nun aber dieses Katholische und mithin Christliche? Warum tun wir uns denn so schwer, wenn wir dies definieren sollen? Heute darf ich dieser Frage nicht ausweichen. Meines Erachtens beruht dies darauf, daß einerseits das Katholische nicht nur auf einem Faktor beruht, daß aber anderseits keiner dieser Faktoren ausschließlich katholisch ist oder wirkt. Es beruht auf dem Gründerwillen; aber bereits Georges Python hat einen evangelischen Ägyptologen aus dem Seebezirk berufen. Es beruht darauf, daß die Mehrzahl der Professoren katholischen Glaubens sind. Es sind aber auch eine erhebliche Zahl anderer da, die hier

ihr Bestes geben und sich in der Freiburger Atmosphäre wohl fühlen. Es beruht auch darauf, daß wir eine katholische theologische Fakultät haben. Aber gerade von dieser Fakultät gingen und gehen besondere Impulse für die Ökumene aus. Es beruht darauf, daß die Universität für die an die Wissenschaft gerichteten Anliegen der Schweizer Katholiken ein besonders gutes Gehör hat oder haben sollte. Aber das kann naturgemäß nur bestimmte — wenn auch sehr wichtige — Bereiche beschlagen. Es beruht darauf, daß die Mehrzahl der Studenten katholisch ist. Aber eben nur — und glücklicherweise nur — die Mehrzahl. Bei der Frage nach dem katholischen Charakter unserer Universität gilt es drei Fragen zu unterscheiden: Einmal: wie katholisch «ist» die Universität? Das könnte Ergebnis einer Analyse sein. Sodann: wie katholisch «soll» sie nach dem Willen derer sein, die sie rechtlich und faktisch, mit Taten und moralischer Unterstützung tragen? Schließlich: wie katholisch «will» sie nach dem Willen derer sein, welche die Universität bilden? Aufgabe der Verantwortlichen, unter anderem des Rektorates ist es, diese drei —das Sein, das Sollen und das Wollen —möglichst in Einklang zu bringen. Im Tiefsten versteht sich in der heutigen Zeit eine Universität insofern als christliche Hochschule, als maßgebende Teile der Universität durch ihr Wirken und Leben davon Zeugnis ablegen, daß Wissen und Glauben letztlich keine Gegensätze sein müssen. Dabei ist die

Gefahr des Pharisäismus groß, aber nicht minder groß die Gefahr der Kleingläubigkeit.

V

Im Jahre 1889 ist die Universität Freiburg gegründet worden. Im gleichen Jahre 1889 ist der Eiffelturm gebaut worden. Den Eiffelturm in Paris müßte es nicht geben. Da es ihn gibt, ist er zum einen Wahrzeichen dieser Stadt geworden, daß weder jene missen möchten, die von außen kommen, noch jene, die in der Stadt leben. Die Universität Freiburg müßte es nicht geben. Sie ist kein Naturereignis, sondern eine Willensuniversität. Da es sie aber gibt, ist sie zum einen Wahrzeichen dieser Stadt und dieses Standes geworden, das man nicht missen möchte. Was sie ist und sein wird, hängt aber auch in Zukunft rein menschlich gesprochen davon ab, was viele wollen. Aber gerade an einer Universität, welche unter dem Motto «ite ad Thomam» gegründet worden ist, sind solche Gedanken zu molinistisch. Letztlich hängt die Zukunft dieser Hochschule nicht von uns ab. Auch für uns gilt: «Es hat alles seine Zeit, alles Tun unter dem Himmel seine Stunde ... Man kann nicht dazu tun. Man kann nicht davon wegtun.» Soll uns das bedrücken? Muß uns das lähmen? Ich glaube nicht. Am gleichen Orte steht geschrieben: «Nichts ist besser, als daß der Mensch fröhlich sei und sich seines Lebens freue».

L'UNIVERSITÉ DE FRIBOURG EN 1909

Je me souviens d'un orateur auquel on avait réservé trente minutes pour présenter la philosophie thomiste. Il protesta: «Comment, trente minutes pour St. Thomas!» Ma situation à moi est pire. M. le Recteur me propose quinze minutes. Je ne proteste pas, je m'incline.

Sujet de cette petite causerie: un étudiant de l'Université de Bâle arrive à Fribourg le 15 octobre 1909; ce qu'il a vu et ce qu'il a appris.

Fribourg en 1909. Quelle découverte! La richesse de sa cité, l'état de conservation de ses monuments, mais surtout l'unité de sa conscience!

L'aspect de l'Université était moins brillant. Les Facultés, enseignement supérieur, partageaient avec le collège, enseignement moyen, un seul bâtiment à l'inscription «Musée Marcello» au coeur de la ville. Dans sa vaste halle se pressaient collégiens en casquettes et jeunes théologiens en soutane.

Vous imaginez-vous une Université qui a vingt ans? Pourtant — mirabile dictu — l'organisation des cours ne laissait rien à désirer. L'infatigable Abbé Weyrich, chancelier, Luxembourgeois bilingue 1, type du factotum, remplit toutes espèces d'offices et faisait la pluie et le beau temps.

Le personnel enseignant comptait 55 professeurs ordinaires, dont 13 de nationalité française, 14 allemands, 13 suisses, trois italiens, trois polonais, deux hollandais et deux hongrois. Malgré leur modus vivendi fort différent, ils constituaient un ensemble cohérent. Ainsi qu'il est écrit dans les Actes des apôtres: Ils étaient tous ensemble et dans e même lieu 2. Ce fait extraordinaire nous ramène àl trois causes. Tout d'abord l'année 1914 qui divisa l'Europe en deux camps adverses était loin, très loin. Ensuite le credo commun créait une familiarité naturelle. Last not least on se sentait livré à une destinée commune; la disgrâce de la science dite laïque qui pesait sur cette école catholique. Phénomène double: en France par la législation Combiste 1901-1904 3; en Allemagne déclaration de guerre du ministère de Berlin après l'Exodus de 8 professeurs en 1898 4.

Même situation à la Faculté des sciences, appelée en allemand «Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät». Elle était installée dans un même bâtiment oblong à l'extrémité du quartier de Pérolles et réunit 15 professeurs. Bistrzycki, Polonais, professeur de

chimie 5, me dit un jour: «Ne croyez pas que l'enseignement fondamental de la chimie exige d'installations coûteuses.» Au sémestre d'hiver 1909 Bistrzycki annonça entre autres: «Analytisches Praktikum für Chemiker 35 heures, analytisch-chemisches Praktikum für Mediziner 14 heures» 6 — ce qui démontre le dévouement de ce professeur. Ce dévouement était général.

J'insiste avec force sur un autre point de cette situation de 1909: l'excellente qualité du corps enseignant et la présence de sommités. Je mentionne les Pères Del Prado et Berthier. Del Prado, figure fièrement élancée, aux allures d'un grande espagnol. Ses trois volumes De gratia et libero arbitrio font autorité 7. Berthier, personnalité riche en grands talents, était à la fois philosophe et artiste. Il avait publié des études sur la porte Sainte Sabine à Rome et sur le tombeau de S. Dominique. Je possède deux de ses livres: les Tabulae systematicae et synopticae totius Summae theologicae et les «Vérités sans phrases», 2300 aphorismes à l'instar des Pensées de Pascal 8. Je relève le mérite de Mgr. Kirsch, Luxembourgeois 9, archéologue chretien, appelé à la direction de l'Institut pontifical de Rome. Lampert, juriste, avait collaboré au nouveau Codex iuris canonici, paru en 1917 10. Brunhes, le père de la géographie humaine, fut nommé au Collège de France 11. Bertoni, éminent philologue italien, partit pour Turin et Rome 12. Ursprung, le héros «des

Saftsteigens» dans les plantes devint membre de l'Académie pontificale des sciences 13.

L'étudiant ne perdait jamais le sentiment de respirer une atmosphère de haute culture. En 1909, l'Université comptait déjà 604 inscriptions.

Quels étaient les dons que je rapportais de Fribourg? Je distingue cadre et tableau. Le cadre était formé par deux hommes auxquels je dois un trésor immuable. L'un, Mgr Frédéric Speiser, converti bâlois, m'avait pris en pension 14. Chaque matin je lui servais la messe dans sa chapelle privée, rue de l'Université. Il devint ainsi mon directeur de conscience et suivait de très près mes études. L'autre, le Père Pierre Mandonnet, m'ouvrit la porte de sa vaste érudition et m'introduit dans son chantier scientifique. J'étais devenu un de ses fils spirituels 15. Un jour il me fit asseoir sur une chaise, prit une photo et s'écria: «L'image du novice». Mandonnet avait publié un important ouvrage en deux volumes sur Siger de Brabant et l'avérroïsme latin au treizième siècle 16. Averroès, philosophe arabe, adorait Aristote, mais au contraire de S. Thomas admit une vérité double. Le premier volume de l'ouvrage mandonnien contient une magistrale étude sur «Aristote et le mouvement intellectuel au treizième siècle» 17.

En résumé l'avancement qui se produit en moi était de voir, de penser c'est-à-dire en totalité, non seulement en

fraction. J'avais compris la vraie renaissance de la civilisation européenne, celle du rinascimento des auteurs grecs et romains au douzième et treizième siècle. Le siècle des Universités de Bologne et de Paris 18. Le siècle du Decretum Gratiani (1150), partie essentielle du Corpus iuris canonici 19. Le siècle d'Albert le Grand et du docteur angelicus. Enfin de Dante, né en 1265. J'ai souvent cité la première phrase du Canto primo de la Divina Commedia: «Nel mezzo del cammin di nostra vita mi retrovai per una selva oscura, chè la diritta via era smarrita.» Le chemin droit était perdu, la via directa, la via recta. Largire nobis Domine semper spiritum cogitandi quae recta sunt 2O.

En droit le jeune Tuor, romanche 21, nous introduit intelligemment dans les Pandectes du droit romain (15 à 20 auditeurs).

A coté de l'histoire on fut initié à la philosophie dogmatique. La logique et l'ontologie nous étaient données par le P. Manser.

Manser, de structure solide, fils du Canton d'Appenzell 22, était un grand maître. L'enseignement faisait son bonheur. Il s'y adonnait avec une énergie splendide (40 auditeurs). Idea realis et logica. Quid sit transcendentale. Le Je garde également un précieux manuscrit de son histoire de la philosophie du treizième siècle. «Die Charakteristik des thomistischen Wissens». «Der Intellektualismus des Aquinaten». Lorsqu'il nous parlait d'Alexandre

de Hales, docteur anglais 23, (1245) ou de Duns Scotus (1300) 24 on avait l'impression que ces maîtres étaient toujours vivants. Son important volume «Das Wesen des Thomismus» a été réédité par le P. Wyser 25.

Le Père Michel hongrois, rond, gai et d'un caractère affable 26, nous enseignait l'Ethica seu philosophia moralis dans un latin bien articulé. Dans son cours il aimait jouer avec sa montre. «Tene istud horologium estne corpus distinctum?»

Mais son tempérament scientifique se vérifiait surtout dans sa «Geschichte der neueren Philosophie» et dans sa «Ethische Konferenz über die erkenntnistheoretischen und metaphysischen Grundlagen der Ethik». Là on s'aperçut de son désir d'objectivité. Son Immanuel Kant ne nous fut point présenté sous un aspect apologétique; il nous apparut comme l'enfant authentique du XVIIIe siècle.

Dans son Ethique à Nicomaque Aristote nous parle des activités de l'âme 27. Parmi elles la science procure une vraie satisfaction L'homme se consacrant entièrement à la science s'immortalise En effet j'ai toujours considéré la liberté d'une vie studieuse comme nu vrai privilège.

Et si l'état actuel de notre monde nous effraie et nous fait souffrir, n'oublions jamais la promesse, la prophétie de S. Jean:

Et la lumière luit dans les ténèbres 28

Sabina). Il meurt à Fribourg, où il est revenu après 1921, en 1924. — La Porte de Sainte Sabine, Etude archéologique, Fribourg 1892; Le tombeau de S. Dominique, Paris 1895; Tabulae systematicae et synopticae totius Summae theologicae juxta ipsamet doctoris angelici methodum strictius et clarius axactae. Editio altera, Parisiis 1903. — Vérités sans Phrases (avec portrait et introduction par le P. Henri Girardin), Fribourg 1931.

Dr. jur. de l'Université de Bâle. Greffier au Tribunal de Bâle. Converti 1887. 1889-1893 études théologiques à Innsbruck. 1894 Vicaire à Tavel (FR). 1895-1899 Regens des neugegründeten Priesterseminars Canisianum. 1898 professeur de droit canon à l'Université de Fribourg. 1912 délégué du Saint-Siège au Congrès international des femmes catholiques (Vienne). Importante nécrologie dans La Liberté du 7 novembre 1913.

(Das schweizerische Zivilgesetzbuch, édité après sa mort par Bernhard Schnyder, 9e éd. Zürich 1976) Voir ma nécrologie dans Revue de droit suisse NF 76 I, 1957, p. 289 ss.