Was sind die Universitäten
der Gesellschaft wert?
Rektor Prof. Dr. Georges Fischer
Die Universität St. Gallen
in der Hochschule Schweiz
Regierungsrat Hans Ulrich Stöckling, lic. iur.
Die hier vorliegenden Referate hielten Bundesrat Professor Dr. Arnold Koller,
Vorsteher des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements, Professor
Dr. Georges Fischer, Rektor der UNIVERSITÄT St. Gallen, sowie Regierungsrat
Hans Ulrich Stöckling, lic. jur., Vorsteher des Erziehungsdepartements
des Kantons St. Gallen und Präsident des St. Galler Universitätsrates,
am «Dies academicus» der Universität St. Gallen am 6. Juni 1998 — aus
Anlass des Jubiläums «100 Jahre HSG».
Herausgeber: Universität St. Gallen —
Hochschule St. Gallen für Wirtschafts-,
Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG)
Redaktion: Roger Tinner
Auflage: 2000
Copyright: Universität St. Gallen, 1998
Die Broschüren der Reihe «Aulavorträge» werden finanziert mit Unterstützung
des St. Galler Hochschulvereins und des Dr. Rudolf Reinacher-Fonds.
Sie gelangen nicht in den freien Verkauf.
Was sind die Universitäten
der Gesellschaft wert?
Georges Fischer
100 Jahre HSG
Heute sind wir in grosser Festfreude — und das mit berechtigtem Grund!
Die Hochschulangehörigen, Stadt, Kanton und Region St. Gallen — ja die
ganze Schweiz einschliesslich der interessierten internationalen «Scientific
Community» feiert das stolze Zentenarium unserer Jubilarin, unserer HSG
nämlich, die sich trotz 100 Jahren überhaupt nicht betagt präsentiert. Nein
—sie ist fit und glänzt in bester Form!
Ein Jubiläum ist zunächst immer Anlass für Dankbarkeit. Und wir gedenken
in Dankbarkeit unserer Gründungsväter, die mit grossem Engagement und
Weitblick die damalige Handelsakademie gegründet haben. Wir wollen aber
auch der vielen Persönlichkeiten gedenken, die allen Widerwärtigkeiten ihrer
jeweiligen Zeit getrotzt und Marksteine für die Entwicklung unserer Institution
gesetzt haben —sei es in der Politik, in der Forschung, in der Lehre
oder auch in der Hochschulführung — und so, heute über die Schweiz hinaus,
zur international anerkannten Stellung der HSG als Universität für
Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften beigetragen haben; wir
werden im Rahmen anderer Jubiläumsveranstaltungen Gelegenheit haben,
auf diese Persönlichkeiten zurückzukommen.
Rückschau darf aber nicht Selbstzweck sein. Vielmehr soll unser Jubiläum
auch Anlass geben, als dynamisch gebliebene Institution den Blick in Gegenwart
und Zukunft zu werfen. Und dazu gehört auch, einmal über den
Stellenwert der Universitäten in der heutigen Gesellschaft nachzudenken.
In meiner Kurzansprache möchte ich dazu einige kritische Gedanken äussern:
Was sind die Universitäten heute der Gesellschaft wert?
Zum Verhältnis zwischen Gesellschaft und ihren Universitäten
Beginnen wir mit dem Umfeld, das das Verhältnis zwischen der Gesellschaft
und ihren Universitäten prägt. Generell gilt, dass wir in einer Zeit leben,
die alle vor grosse Herausforderungen stellt. Die Politik muss mit
knapper werdenden Finanzmitteln immer grössere Aufgabenstellungen
möglichst effizient lösen, die Wirtschaft muss dem allgegenwärtigen und
äusserst dynamischen Globalisierungsdruck mit neuen Strategien und einem
rigorosen «Change Management» begegnen, und die Gesellschaft
selbst, die einen historischen Transformationsprozess zur Informations- und
Wissensgesellschaft durchschreitet, sucht unter diesen Bedingungen
nach neuen Lebensformen und -inhalten. Vor diesem Hintergrund zeichnen
sich aus universitärer Sicht zumindest drei Spannungsfelder ab:
Erstens: Das Verhältnis der Gesellschaft zu ihren Universitäten ist heute
nicht ungetrübt, eher gespannt und belastet. Es herrscht eine gewisse Akzeptanzkrise.
Das hat verschiedene Ursachen, die auf beiden Seiten liegen:
Einmal besteht in der Gesellschaft eine gewisse Unsicherheit, ein fehlendes
kritisches Vertrauen gegenüber der Wissenschaft im allgemeinen, was etwa
die Opposition gegen die Gentechnologie zeigt. Zum andern sind bekannte
Vorwürfe an die Adresse der Universitäten zu nennen: etwa der, dass sie
sich zu sehr im Elfenbeinturm abschotten, in fruchtloser Gelehrsamkeit erstarren,
statt sich um die Lösung aktueller gesellschaftlicher Probleme zu
kümmern; oder der, dass die Universitäten öffentliche Mittel verschleudern,
weil sie zu wenig leistungsorientiert und zu wenig effizient seien. Ihre traditionellen
Strukturen seien überholt, sie seien nicht mehr in der Lage, ihre
öffentlichen Aufgaben, ihren Service public sozusagen, wahrzunehmen.
Und schliesslich ist es ganz allgemein die Herausbildung einer völlig neuen
Gesellschaft, eben der Informations- und Wissensgesellschaft, die zu
enorm stark steigenden und neuen Anforderungen aus fast allen Lebensbereichen
an die Wissenschaft und damit an die Universitäten geführt hat.
Zweitens: Globalisierung und Liberalisierung der Märkte haben auch die
universitäre Welt voll erfasst. Dies hat zur Folge, dass sich national wie international
der Wettbewerbs- und Konkurrenzdruck zwischen Universitäten
enorm verschärft — namentlich zwischen den führenden Bildungsstätten.
Der weltweite Wettbewerb um die besten Forscher, Lehrer und Studierenden
nimmt zu. Immer stärker drängen heute auch amerikanische Elite-Universitäten
durch die Gründung neuer «Campus Overseas» auf den europäischen
Markt. Immer mehr private Universitäten und Forschungsinstitute
werden gegründet. Zudem ermöglichen die neuen Telekommunikations- und
Multimedia-Technologien den weltweiten Zugang zu Forschern, Datenbanken
und Bibliotheken; das virtuelle Lehren und Lernen hält Einzug, wodurch
der zeit- und ortsunabhängige Zugriff auf relevantes Wissen möglich
ist. Fernuniversitäten haben diesen Markt entdeckt und verschärfen Wettbewerb
und Konkurrenz zusätzlich.
Das führt zu neuen Herausforderungen. Es geht auch im universitären Bereich
mehr denn je um Fragen der weltweiten Ausstrahlung und der internationalen
Wettbewerbsfähigkeit. Inskünftig werden wohl nur jene Universitäten
erfolgreich am Markt bestehen, die über ein attraktives Anreizinstrumentarium
zur Anwerbung der besten Lehrkräfte, Forscher und Studierenden
verfügen. Dazu zählt in erster Linie, neben einer qualitativ hochwertigen
Lehre und Forschung, die internationale Reputation und der Wille und
die Fähigkeit, sich mit andern Spitzenuniversitäten in internationale Kooperationen
und Netzwerke einzubinden. Universitäten im Wettbewerb: Dieser
Satz wird bei vielen traditionsbewussten Universitäts-Angehörigen wohl
Unverständnis und Kopfschütteln hervorrufen. «Universitäten im Wettbewerb»
bedeutet nun freilich nicht, dass die Wissenschaft rücksichtslos dem
Diktat ökonomischer Kriterien unterworfen werden soll. Er bedeutet aber,
dass die Universitäten inskünftig verstärkt mit Marktkräften konfrontiert
werden —ob sie das nun lieben oder nicht.
Drittens: Ein Konfliktfeld besteht meines Erachtens auch im handfesten Widerspruch
in den Anforderungen an die Universitäten, immer mehr Studierende
bei immer weniger öffentlichen Mitteln ohne Qualitätseinbusse in
der Lehre verkraften zu müssen. Diese Rechnung kann auf die Dauer niemals
aufgehen! In neuesten Prognosen schätzt das Bundesamt für Statistik,
dass in Anbetracht steigender Maturandenquoten bis zum Jahr 2004 mit einer
weiteren Zunahme der Zahl der Studienanfänger um rund ein Viertel
des heutigen Bestandes zu rechnen ist. Die Universitäten, die bereits heute
an ihre Kapazitätsgrenzen stossen (oder diese sogar überschritten haben),
sehen sich somit einer weiter wachsenden Nachfrage gegenübergestellt,
die sie ihrerseits nicht direkt beeinflussen können. Die negativen Konsequenzen
dieser Entwicklung sind offensichtlich: Es kommt zu Qualitätseinbussen
durch Studienvermassung und zu einer weiteren Verschlechterung
der Betreuungsverhältnisse. Hier stellt sich zwangsläufig ein ungelöstes
Selektionsproblem; ich werde darauf noch zurückkommen.
Zur gesellschaftlichen Bedeutung der Universitäten
Die Tatsache, dass die Universitäten durch externe wie interne Faktoren erheblich
unter Druck geraten, wirft zentrale Fragen auf: Was ist denn heute
die Rolle und Funktion der Universitäten? Und: hat sich ihr Bildungsauftrag
gegenüber früher geändert? Sind die traditionellen Werte der Universitas
gefährdet? Ich meine klar und deutlich: nein! Der gesellschaftliche Grundauftrag
der Universitäten, die Vermittlung von Bildung durch Wissenschaft,
durch die Verbindung von Forschung und Lehre also, wie ihre Verpflichtung
zur Wissenschaft selbst, nämlich neues Wissen zu generieren, zu evaluieren
und zu transformieren, bleiben nach wie vor gültig. Und weiter: dass wissenschaftliches
Forschen in seiner Erkenntnissuche unbegrenzt und von
äusseren Einflüssen (sprich staatlicher Vorgabe) frei sein muss — um ein
weiteres Grundprinzip des Humboldtschen Universitätsmodells zu erwähnen
— auch dieses hat in unserer Zeit nichts von seiner Gültigkeit eingebüsst:
Einheit sowie Freiheit von Forschung und Lehre als fundamentale Werte
bleiben auch unter den heute veränderten gesellschaftlichen Bedingungen
übergreifende Leitideen moderner Universitäten.
Indessen werden heute, bedingt durch den raschen Wandel in Wirtschaft
und Gesellschaft, die Universitäten mit zusätzlichen Herausforderungen
konfrontiert, rücken neue Wissenschaftsbereiche (life sciences) in den Vordergrund,
die es zu bewältigen gilt. Der amerikanische Forscher Etzkowitz
spricht in diesem Zusammenhang gar von einer «zweiten akademischen
Revolution»: Die Universitäten seien herausgefordert, schreibt er, «ihr gesamtes
Potential zur Entwicklung neuer Visionen für Wirtschaft, Gesellschaft
und Kultur zu mobilisieren, um die Haupttransformation, die in der
modernen Welt Platz greift, innovativ zu unterstützen: nämlich die Entstehung
einer wissensintensiven Gesellschaft und Wirtschaft». Bei der Umsetzung
ihres universitären Wissenschafts- und Bildungsauftrages werden die
Universitäten gut daran tun, diese neuen gesellschaftlichen Ansprüche
ernst zu nehmen. Denn Universitäten widerspiegeln die Gesellschaft, in die
sie eingebettet sind; und sie werden nur erfolgreich bestehen, wenn sie
sich der Tatsache bewusst sind, Teil dieser Gesellschaft zu sein.
Neue gesellschaftliche Diskursfähigkeit
Welche Konsequenzen gilt es aus dieser Situationsanalyse zu ziehen? Wie
kann es gelingen, die vielfältigen, teils unvereinbaren gesellschaftlichen
Anliegen mit den Leistungsmöglichkeiten unserer Universitäten in Einklang
zu bringen — also die eingangs erwähnte Akzeptanzkrise zu überwinden?
Nach meiner Überzeugung geht es in erster Linie darum, eine neue Diskursfähigkeit
zwischen Gesellschaft und ihren Universitäten zu entwickeln:
eine neue Partnerschaft zwischen Wissenschaft und Forschung, wie es
Staatssekretär Charles Kleiber in seinem Bericht über die Zukunft der Hochschulen
fordert. Dazu ist aus meiner Sicht dreierlei nötig.
Um die zentrale Rolle der Universitäten in der Gesellschaft aufrechtzuerhalten,
ist erstens eine Anpassung der Hochschulen selbst an die neuen Herausforderungen
der Globalisierung unerlässlich. Internationaler Wettbewerb
und Konkurrenz lauten die einschlägigen Stichworte. Unsere Universitäten
müssen sich im Wettbewerb mit eigener Profilbildung — im Sinne einer
Leistungsdifferenzierung in Forschung und Lehre — positionieren und
behaupten. Davon war bereits die Rede. Hinzu kommt, dass ein wettbewerbliches
Universitäts-Modell, wie wir es präferieren, starke und autonome
Universitäten benötigt. Erfreulich ist, dass nun alle neuen Universitätsgesetze
in diese Richtung gehen. Im weitern gehören dazu auch klare und
übersichtliche Entscheidungs- und Führungsstrukturen, damit die Universitäten
fähig sind, im Wettbewerb mit der nötigen Flexibilität bestehen zu
können.
Eine neue Diskursfähigkeit setzt zweitens voraus, dass unsere Universitäten
gegenüber der Öffentlichkeit Transparenz schaffen. Das verlangt übrigens
bereits richtig verstandene Autonomie: Sie beinhaltet nicht nur das Recht
auf Selbstbestimmung und -verwaltung, sondern auch die Pflicht zur Offenlegung
von Prozessen und Resultaten. Damit ist keine Einschränkung der
Freiheit von Forschung und Lehre verknüpft, wie zuweilen befürchtet wird.
Vielmehr hat die Öffentlichkeit ein Recht zu wissen, wie und ob die knappen
öffentlichen Mittel sachgerecht und effizient eingesetzt werden. Führungsinstrumente
wie Leistungsvereinbarung und -beurteilung, Verfahren zur
Qualitätssicherung und Controlling gehören daher zwingend zum modernen
Universitätsmanagement! Zur Offenlegung und Transparenz gehört
aber auch, dass man der Öffentlichkeit klar vorrechnet, was der Gesellschaft
ihre Akademiker kosten. Man kann heute nicht mehr Mittel für Bildung
und Forschung verlangen, ohne realistische und transparente Konzepte
auf den Tisch zu legen, aus denen sich die finanziellen Bedürfnisse
glaubhaft ableiten lassen. Insofern ist es wohl richtig, wenn autonome Universitäten
in Leistungsvereinbarungen eingebunden werden. Dabei ist klar,
dass die Bestimmung der Kosten für das, was für Forschung und Ausbildung
konkret getan wird, nur eine Seite ist. Wieviel Hochschulbildung und
wissenschaftliche Forschung sich die Gesellschaft leisten will, ist dann eine
andere Frage, über die in politischen Auseinandersetzungen entschieden
wird. In diesen gesellschaftlichen Diskurs um die Rolle und Bedeutung der
Universitäten, um die Frage also, was diese der Gesellschaft wert sind,
müssen die Universitäten selber selbstbewusst und verstärkt ihre Anliegen
in die öffentliche Diskussion einbringen. Sie müssen glaubhaft darlegen,
dass Wissenschaft als Einheit von Forschung und Bildung zu den Fundamenten
unseres Lebens und zu den unverzichtbaren Voraussetzungen für
die Zukunft gehört. Sie müssen mit andern Worten durch Offenlegung und
Transparenz die Öffentlichkeit von der Notwendigkeit von Wissenschaft und
Bildung überzeugen —und auch davon, dass dies seinen Preis hat.
Zu den Konsequenzen gehört schliesslich drittens, dass Unvereinbarkeiten
zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Anforderungen und die daraus
resultierenden unerwünschten Folgen offen auf den Tisch gelegt werden.
Ich greife hier nochmals den Konflikt zwischen freiem Studienzugang von
immer mehr Studienanfängern und die dadurch gefährdete Studienquaiität
auf —wohl wissend, dass ich mich damit gehörig in die Nesseln setze.
Es ist, wie sie wissen, ein zentrales Anliegen der Schweizerischen Hochschulpolitik,
die Universitäten für alle studienwilligen und -fähigen Schweizer
und niedergelassenen Ausländer offen zu halten. Zulassungsvoraussetzung
ist die schweizerische Matura. Von den Universitäten wird dann verlangt,
dass Kapazitätsengpässe und Qualitätseinbussen durch strukturelle
Massnahmen wie Neuausrichtung der Curricula, Verkürzung der Studiendauer
und durch neue Lehrformen aufzufangen seien. Doch allein damit
lässt sich das Qualitätsproblem eben nicht lösen! Da kaum anzunehmen ist,
dass inskünftig die öffentlichen Mittel reichlicher fliessen werden (was eigentlich
nötig wäre), müssen andere Wege und Lösungen gefunden werden,
muss die Forderung nach freiem Studienzugang in der höheren Bildung
neu interpretiert und öffentlich diskutiert werden. Warum eigentlich
soll die Matura nicht als das betrachtet werden, was sie eigentlich sein
könnte: ein notwendiger Befähigungsausweis, aber nicht einklagbares
Recht zum Universitätsstudium? Und warum sollten dann die Universitäten
nicht die Möglichkeit haben, damit differenziert umzugehen und aus ihrer
Sicht aus der wachsenden Zahl von Studienwilligen die Studienfähigsten
auszuwählen, zu selektionieren?
Um es ganz deutlich zu sagen: wenn die Gesellschaft bzw. die öffentliche
Hand nicht bereit oder in der Lage ist, für einen liberalen Studienzugang die
nötigen Mittel aufzubringen, darf den Universitäten nie der Vorwurf eines
versteckten Numerus clausus gemacht werden, wenn sie inskünftig vom
Mittel der selektiven Auswahl in den ersten Semestern rigoros Gebrauch
machen! Und dies im Wissen darum, dass aus volkswirtschaftlicher Sicht
der Zeitpunkt dazu viel zu spät anfällt und die nötige Selektion eigentlich
auf der vorgelagerten Stufe erfolgen sollte!
Wer sich so äussert, gerät in Verruf, Attacken gegen die Demokratisierung
der höheren Bildung und die Chancengleichheit zu reiten. Das ist nicht meine
Absicht. Mir geht es nur darum, die Unvereinbarkeit der widersprüchlichen
Anforderungen unter den heute herrschenden Bedingungen aufzuzeigen.
Oder wie kürzlich in der NZZ treffend zu lesen war: dass Gleichheit
zwar verbindlicher Ausgangspunkt, nicht aber das oberste Ziel der höheren
Bildung sein kann, ansonsten die Gleichheit aller Maturanden vor der Universität
zum Stolperstein ihres Bildungsauftrages werden kann.
HSG ist gut gerüstet
Meine bisherigen Ausführungen haben sich auf den gesamten Universitätsbereich
bezogen. Deshalb abschliessend noch ein Wort zur jubilierenden
HSG: wo steht hier die Universität St. Gallen? Ich meine, sie zeigt sich gut
gerüstet. Im Rahmen unserer strategischen Planung zur zukünftigen Positionierung
der HSG haben wir eine differenzierte Internationalisierungsstrategie
in Forschung, Lehre und Weiterbildung eingeleitet, um dem weltweiten
Konkurrenz- und Wettbewerbsdruck zu begegnen. Zudem sind wir gerade
dabei, weitere zukunftsweisende Projekte zu realisieren. Ich erwähne
hier exemplarisch den Aufbau eines neuen und in Europa wohl einzigartigen
Forschungs- und Ausbildungszentrums für Medien- und Kommunikationsmanagement,
was dank einer erheblichen Anschubfinanzierung
durch private Stiftungen ermöglicht wurde; eine Verstärkung unserer strategischen
Allianz im Verbund der europäischen Wirtschaftsuniversitäten
CEMS; der gezielte Ausbau unserer Studentenaustausch- und Kooperationsnetze
nach Asien und Japan, die Einführung eines englischsprachigen
Doktorandenprogramms sowie die geplante Einführung eines eigenen,
durchgehend englischsprachigen Lehrgangs «Master of International Management»
um unsere internationale Positionierung und Attraktivität für
fremdsprachige Studierende zu verstärken. Die Liste liesse sich verlängern;
allein diese Beispiele mögen zeigen, dass sich die HSG auch nach hundert
Jahren nicht auf erreichten Lorbeeren ausruht, sondern im Aufbruch ist. So
gesehen braucht uns um die Zukunft der HSG nicht bange zu sein. Möge
der Pioniergeist, der unsere Gründungsväter auszeichnete, auch im zweiten
Zentenarium Merkmal unserer Universität sein — dann werden wir die neuen
Herausforderungen zweifellos meistern!