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Die Entstehung des Alten Testaments,

Rede zur Rektoratsfeier des Jahres 1896 und zur Einweihung der neuen Basler Universitätsbibliothek

am 6. November
gehalten von
B. Duhm.
Zweite, durchgesehene Auflage.
Tübingen
Verlag von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1909.

Alle Rechte vorbehalten.
Druck von H. Laupp jr. in Tübingen

Einen Tag haben wir im Jahr, wo wir, Docenten und Studenten, uns mehr als sonst dessen bewusst werden, dass wir eine Universität sind, wo wir uns versammeln mit dem Gedanken, dass wir alle, so viele verschiedenen Arten des Forschens und Erkennens wir vertreten, doch zusammengehören und Bekenner und Jünger Einer Wissenschaft sind. Gern möchten wir uns an einem solchen Tage zugleich dem kühneren Gedanken hingeben, dass wir, die Universität der Scholaren, auch eine universitas literarum darstellen, dass wirklich alle Zweige der vielgestaltigen Wissenschaft bei uns ihre Pflege finden, dass nichts versäumt wird, was wert ist, erforscht zu werden, dass keine Spur unverfolgt bleibt, die jemals ein wegebahnender Geist dem menschlichen Erkennen gezeigt hat. Wir würden es aber gar nicht wagen, dies Gefühl in uns aufkommen zu lassen, wenn wir, die wir hier sind, auf uns und unsere Kräfte allein angewiesen wären, wenn wir nicht einen Verbündeten besässen, der mit der Fülle und Vollständigkeit seiner Hülfsmittel die Einseitigkeit, der doch auch eine Körperschaft von hundert Personen immer noch ausgesetzt ist, nach allen Seiten ergänzt. Mit vollem Recht durften wir die Einweihung des neuen Heims, das der Bibliothek geschaffen ist, mit unserem Universitätsfest verbinden, denn erst die Bibliothek macht aus der Hochschule eine wirkliche universitas literarum.

Sie ist das Lager unserer Bundesgenossen, in dem sich die auserlesensten Geister aller Kulturvölker zusammenfinden, um uns nicht bloss die fertigen Ergebnisse ihrer Arbeit, sondern auch, und das ist viel mehr, Anregung und lebendige Kraft zu eigenem Schaffen mitzuteilen. Wir sehen in ihr nicht eine Ansammlung von totem gelehrten Stoff, sie gilt uns als der Spiegel der Entwicklung des Menschengeschlechts, als eine Verkörperung des geistigsten Teils der Weltgeschichte. Dass die Bibliothek die Huldigung, die wir ihr heute darbringen, reichlich verdient, davon sind Sie auch ohne mich überzeugt; dennoch werden Sie mir gestatten, den Wert und den Reichtum ihrer Schätze uns dadurch zu vergegenwärtigen, dass ich hier einen ihrer kleinsten Bestandteile nach seiner Entstehung und allmählichen Entwicklung vorzuführen versuche.

Eine solche Bibliothek wie die unsrige hat viele kleineren Bibliotheken in sich aufgenommen: von der allerkleinsten unter ihnen, die freilich selber wieder ungezählte Büchermassen ins Dasein gerufen hat, möchte ich jetzt reden. Sie lässt sich bequem von einem einzigen Bande umschliessen und in einer Hand tragen, obgleich sie damals, als sie zusammengestellt und abgeschlossen wurde, einige Dutzend Buchrollen enthielt und die Erzeugnisse von einigen Hundert Autoren in sich befasst.

Zum ersten Mal hören wir von dieser kleinen Bibliothek in einem Briefe, der im zweiten Jahrhundert vor Ohr. von den Juden in Jerusalem und Judäa an die ägyptischen Juden geschrieben sein will, aber wahrscheinlich unecht und jünger ist; er dient jetzt als Einleitung zum zweiten Maccabäerbuch. Da heisst es im 2. Kapitel,

Nehemia habe eine Bibliothek gegründet aus den Schriften, die die Könige und Propheten betreffen, ferner aus den Schriften Davids und endlich aus den Briefen der Könige über die Weihgeschenke; diese Bibliothek sei später durch den syrischen Krieg auseinandergeworfen, aber von Judas Maccabäus wiederhergestellt worden und befinde sich jetzt im Besitz der jerusalemischen Gemeinde, die die ägyptischen Juden zum Mitgebrauch einlade. Wieviel historischen Wert diese Angaben über die Entstehung der Bibliothek haben, lassen wir dahingestellt sein; die Existenz dieser Bibliothek selber lässt sich für das letzte Jahrhundert vor Chr. nicht in Zweifel ziehen, auch nicht ihr angegebener Inhalt und die von dem Briefschreiber vorausgesetzte Tatsache, dass sie die einzige ihrer Art und keineswegs etwa im Besitz jedes gebildeten und begüterten Juden war.

Augenscheinlich deckt sich diese Bibliothek einigermassen mit dem, was wir jetzt das Alte Testament nennen. Aber sie deckt sich nicht ganz damit. Dass das Gesetzbuch nicht mit aufgezählt wird, fällt allerdings kaum ins Gewicht, denn der Briefschreiber musste wissen oder annehmen, dass die ägyptischen Juden es in hebräischer und griechischer Sprache längst besassen, besassen es doch sogar die Samaritaner. Aber zu der Bibliothek gehörte einiges, was nicht mehr zum Alten Testament gehört: jene Briefe über Weihgeschenke stehen nicht darin und ebensowenig die angeblich zu Nehemias Zeit geschriebenen Schriften, aus denen der Briefschreiber im 2. Kap. einige Sagen aus dem Leben des Jeremia mitteilt.

Aus dem allen folgt, dass man zur Zeit des Briefschreibers das Alte Testament in seiner gegenwärtigen

abgeschlossenen Form noch nicht kennt. Man spricht von einer Bibliothek, den Begriff des Kanons hat man noch nicht. Gibt es etwas, was unserem Begriff einer kanonischen, unantastbaren, heiligen Schrift entspricht, so ist es die Thora, die sog. fünf Bücher Moses, alles übrige war noch im Fliessen und entbehrte einer festen Abgrenzung, befand sich auch keineswegs, wie jetzt die heilige Schrift, in Jedermanns Händen. Das stimmt überein mit dem, was wir aus anderen Quellen wissen. Noch kurz vor dem Auftreten Christi hat man darüber gestritten, ob das Buch Hesekiels unter die Prophetenschriften aufgenommen werden solle oder nicht; andere Bücher sind noch mehrere Jahrhunderte nach ihm angefochten worden; neutestamentliche Schriftsteller benutzen selbst solche Bücher, die wir nicht einmal zu den sog. Apokryphen rechnen, ganz so wie kanonische. Erst die Zerstörung Jerusalems und vielleicht auch die Entstehung der christlichen Gemeinde und Literatur scheint den Anstoss zu einem Abschluss der heiligen Büchersammlung der Juden und zur Schaffung eines festen Textes gegeben zu haben, wobei manches Einzelne noch in der Schwebe blieb.

Aber damit ständen wir am Ende der Bewegung. Lassen Sie uns sehen, wie es zu dieser Bewegung kam, wie es geschah, dass im Schoss der jüdischen Gemeinde jene heilige Bibliothek entstand, von der der Briefschreiber spricht und die später unter dem Namen des Alten Testaments den gewaltigsten Einfluss auf die Entwicklung fast aller Kulturvölker gewinnen sollte.

Wenn man einen der alten Propheten nach einem heiligen Schrifttum gefragt hätte, so würde er die Frage

schwerlich verstanden haben. Kein Prophet und kein Historiker vor dem 7. Jahrhundert erwähnt etwas derartiges. Die Literatur Altisraels weicht in ihrer Art und in ihrem Werden nicht wesentlich ab von den Literaturen anderer alter Völker, die eine einigermassen originale Kultur haben.

Wir wissen nicht, wann zum ersten Male ein Schrifttum in Altisrael aufkam. Zu der Zeit Moses korrespondierten die Palästinenser mit den Aegyptern in babylonischer Sprache: schwerlich ist also die palästinensische Sprache und Schrift damals entwickelt genug gewesen. um eine eigentliche Literatur zu erzeugen. Dann können aber die Israeliten, ein noch ganz unzivilisierter Haufe von arabisch-aramäischen Stämmen, noch viel weniger im Besitz eines Schrifttums gewesen sein. Es ist ja recht wohl möglich, dass einzelne unter ihnen, z. B. Mose selber, etwa der ägyptischen Schrift mächtig waren, aber darum ist noch nicht anzunehmen, dass sie auch wirklich für ihr Volk geschrieben hätten, denn zur Entstehung eines Buches bedarf es nicht bloss eines Schreibkundigen, der es schreibt, sondern auch eines Publikums, das es liest.

Der Stoff zu einer Literatur war freilich längst vorhanden. Die Israeliten des Mose und der Debora hatten ihre Lieder, die, meist von den Weibern gedichtet, sich von Mund zu Mund fortpflanzten, sie hatten ihre Sagen und Ueberlieferungen und liessen sich dazu von den Eingeborenen Palästinas und den Nachbarn oder von durchziehenden Karawanen fremde Geschichten erzählen, setzten wohl auch Mythen, deren religiöse Bedeutung ihnen unverständlich oder gleichgiltig war, in Menschengeschichten

um. Diese Stoffe wurden mit der Gedächtniskraft, die schriftlosen Völkern eigen zu sein pflegt, festgehalten, aber auch beständig unwillkürlich umgestaltet; manches davon ist uns in dem späteren Schrifttum erhalten geblieben, noch viel mehr verloren gegangen, und speziell die geschichtlichen Ueberlieferungen aus der vorköniglichen Zeit sind so lückenhaft und zusammenhangslos, dass aus ihnen eine befriedigende Geschichte dieser Jahrhunderte herzustellen nicht mehr gelingen will. Das beste Schutzmittel für die Erhaltung des alten Gutes ist in der vorliterarischen Zeit die gebundene Form, leider sind aber nur spärliche Reste von historischen Volksliedern auf uns gekommen, da wir die in der Königszeit gemachten ältesten Liedersammlungen nicht mehr besitzen. Das bei weitem wertvollste Dokument aus der ganzen Geschichte vor David ist das Lied der Debora (Richt. 5).

Vielleicht ist in den ruhigen Zeiten Salomos mit anderen Künsten auch die Kunst des Lesens und Schreibens unter den Israeliten allgemeiner verbreitet worden. Ein nachexilischer Schriftsteller kennt grosse Sammlungen von Fabeln und Sinnsprüchen, die unter dem Namen Salomos umliefen und die nach Charakter und Inhalt mit unserem Buch der Sprüche Salomos nichts zu tun hatten (I Kön. 4 29-34): kann man nun keinesfalls glauben, dass Salomo diese Tausende von Fabeln selbst verfasst habe, so ist doch recht wohl denkbar, dass er, vielleicht mit Hilfe von Ausländern, einen Teil dieser internationalen Weisheit aufzeichnen liess und so die erste breitere Grundlage zu einer Schriftliteratur legte. Die Poeten oder besser die Aufzeichner der umlaufenden Dichtungen mögen die ersten Literaten gewesen sein.

Auch auf andere Weise förderte das Königtum mit seinen künstlicheren Einrichtungen und seiner grösseren Empfänglichkeit für fremde Sitten und Künste das Schreibwesen. Die Könige hielten sich Kanzler, die die denkwürdigsten Regierungshandlungen und Begebenheiten aufzeichneten; die Beamten erliessen schriftliche Edikte, liessen ihre Verordnungen in grober Volksschrift in Steintafeln eingraben oder versandten sie in versiegelten Briefrollen an ihre Untergebenen. Allmählich muss das juristische Schreibwesen einen grossen Umfang angenommen haben, sodass die ungebildeten Volksklassen darunter litten; das einzige Mal, wo das Frequentativ des Wortes schreiben: viel schreiben, immerzu schreiben, im Alten Testament vorkommt (Jes. 10 1), ist es auf die Juristen gemünzt. Dass offizielle Gesetzbücher entstanden seien, ist uns nicht bekannt und nicht wahrscheinlich; dagegen ist wenigstens ein Rechtsspiegel von mehr privatem und volkstümlichem Charakter auf uns gekommen, der in einer jüngeren Bearbeitung in II Mose 21-23 vorliegt und für die Kenntnis nicht bloss der Rechtssitten, sondern überhaupt der alten Kultur höchst lehrreich ist. Bei der Entstehung dieser Schrift ist auch die Einwirkung des Kultus von bedeutendem Belang gewesen; überhaupt spielen die Priesterschaften im Rechtswesen eine wichtige Rolle, mögen ja auch den Beamten manchmal ähnlich zur Seite gestanden haben, wie die Kleriker des Mittelalters. Nimmt man also die Begriffe Poet und Jurist in einem weiteren Sinn, so kann man hier wie bei so manchem alten Volk sagen, dass Poeten, Priester und Juristen die Schöpfer der Literatur gewesen sind.

Noch nach einer anderen Seite wirkten das Königtum

und der Kultus auf die Bildung einer Literatur ein. Die uralten volkstümlichen Wallfahrtsörter hatten ihre Legenden, die vornehmeren, mit dem Staat enger verbundenen Tempel ihre urkundlich verbürgte Geschichte, manche angesehene Priesterfamilie ihre besondere Familientradition. Jene Kultlegende bot dem Volke geistige Nahrung und Unterhaltung und zugleich einen Faden für die Anreihung sonstiger Ueberlieferungen. Volkstümliche Schriftsteller fanden hier den Stoff für die ersten Versuche, die Urgeschichte des Volkes darzustellen; die Geschichte der drei Erzväter besteht zu einem beträchtlichen Teil aus einer Kombination verschiedener Heiligtumssagen; manch' andere interessante Begebenheit ist nur wegen ihrer Verknüpfung mit der Geschichte eines Heiligtums aufgezeichnet worden (z. B. Richt. 17. 18). Die Urkunden des Königstempels in Jerusalem sind von einem Priester der vorexilischen Zeit dazu benutzt worden, die Geschichte dieses Gotteshauses und in Verbindung damit alle wichtigeren Ereignisse in der Geschichte der davidischen Dynastie der Nachwelt zu überliefern. Jenes ausgezeichnete Werk, das in II Sam. 9-20, I Kön. 1. 2 die innere Geschichte der Regierung Davids mit auffallender Kenntnis der inneren Pragmatik aller Verwicklungen und der intimsten Details erzählt, nimmt sich aus als hervorgegangen aus der Familienüberlieferung des berühmten Priestergeschlechts Abjathar, dessen Ahnen von der ägyptischen Zeit an bis auf Eli unter den Rahelstämmen eine erste Rolle gespielt hatten, das dann von David erhoben und von Salomo gestürzt wurde und dessen letzter uns bekannter Abkömmling der grosse Prophet Jeremia gewesen zu sein scheint. So erwuchs

allmählich aus Kultlegenden und Tempelurkunden, aus Volkssagen und Familienerinnerungen, aus den Annalen der königlichen Kanzler und historischen Volksliedern eine vermutlich anfangs mehr lokale, dann nationale Geschichtsschreibung, die in der älteren Zeit mehr den epischen Ton der Volkssage anschlägt, später aber zu einer nüchterneren, obwohl nicht eigentlich kritischen historischen Darstellung übergeht.

Selbst aus den verhältnismässig geringen Resten der alten Literatur gewinnen wir den Eindruck, dass in der zweiten Hälfte der Königszeit in Israel viel geschrieben sein muss. Wie sehr selbst in den niedrigeren Volksschichten die Kunst des Schreibens und Lesens verbreitet war, hat uns die vor einigen Jahren aufgefundene Inschrift im Siloahtunnel des Zionsberges gelehrt, die die Steinhauer zu ihrem Vergnügen in die Wand des dunkelen Schachtes gehauen haben. Aber die Literatur dieser Jahrhunderte trägt in mancher Beziehung noch die unentwickelten Züge des kindlich Altertümlichen und naiv Volkstümlichen an sich. Die Schriftsteller schreiben sämtlich anonym, man kennt noch den Begriff des Autors nicht und weiss weder von seiner Verantwortlichkeit gegenüber dem Leser, noch von seinen Rechten oder gar von seinen Ehren. Was er geschrieben hat, wird nicht als seine geistige Schöpfung und darum als sein Besitz betrachtet, es gilt als Eigentum des ganzen Volkes, dem der Stoff angehörte, und als Eigentum dessen, der die Buchrolle durch Kauf, Erbschaft oder Abschrift an sich gebracht hat. Wenn vordem die mündliche Ueberlieferung in beständigem Fluss war, wenn sie unter dem Einfluss neuer Ereignisse

und Ansichten beständig umgestaltet wurde, so galt das Wort, dass auch die Bücher ihre Schicksale haben, in Altisrael noch in ganz anderem Sinne als bei uns. Kein altes Lied blieb ohne absichtliche oder unabsichtliche Veränderung, und gar in den Geschichtsbüchern ergänzte oder strich jeder nach Gutdünken. Wie von den Handschriften von Tausend und einer Nacht nicht zwei auch nur in der Auswahl der Geschichten völlig mit einander übereinstimmen sollen, so haben sich auch gewiss keine zwei Handschriften jenes herrlichen pentateuchischen Werkes, das die Geschichte von Adam und Eva bis auf die Unterjochung Canaans durch Sem erzählt, ganz geglichen, selbst nicht zu jener Zeit, als es noch als selbständige Schrift existierte und noch nicht mit Bruchstücken aus anderen Werken zu einem bunten Mosaik vereinigt war. So haben wir kein einziges Werk in der Form, die ihm sein Autor ursprünglich gegeben hatte, mehr vor uns; der Plan, die künstlerische Form, die stilistische Eigenart, alles was das Eigentum des Schriftstellers ausmacht, treten gänzlich in den Schatten vor dem naiven Interesse am Stoff. Dass die Historiker noch kein Bedürfnis nach einer Aera haben, nach der sie datieren sollten, ist ebenfalls ein Merkmal der Unreife. Die volkstümlichen Erzähler kümmern sich überhaupt um keinerlei Chronologie; diejenigen, die sich an die Annalen und an Dokumente halten, begnügen sich, ab und an das Regierungsjahr eines Königs zu nennen. Erst als die urwüchsige Produktivität versiegt und der volkstümliche Stoff erschöpft war, erst seit dem 6. Jahrhundert, wo die in die Gefangenschaft geführten Juden sich nur noch in gelehrter Weise mit ihrer Vergangenheit

in Verbindung setzen konnten und zugleich stärker als zuvor unter den Einfluss einer fremden, technisch weit überlegenen Kultur gerieten, wurde das Bedürfnis nach einer Aera allmählich rege und auf eine ziemlich künstliche Art befriedigt.

Nur eine Gruppe von Schriftstellern gab es, die sich, zwar auch nicht immer, aber doch oft in ihren Schriften nannten, ohne dass freilich ihre Autorrechte allzu sehr respektiert worden wären. Das waren die Propheten, die mit ihrer Person für das, was sie sagten, eintreten mussten. Die Propheten sind nicht von Berufs wegen Schriftsteller gewesen; die älteren Propheten, die noch den Geist und die Stimmung des konservativen Volkes vertraten, haben überhaupt nicht geschrieben. Erst als sich ein immer grösserer Zwiespalt auftat zwischen den Zuständen und Neigungen in den herrschenden Volkskreisen und dem Worte Gottes, mit dem die Propheten jenen gegenübertraten, als die besseren Propheten sich immer mehr isoliert, angegriffen und in ihrer Wirksamkeit behindert fanden, erst da griffen sie zur Feder. Es war also kein literarisches Motiv, das diese Männer zu Autoren machte, zu Autoren deren Namen man sich merkte; sie haben nicht aus Neigung zur Schriftstellerei und nicht des Autorenruhms wegen geschrieben; sie haben auch keine gesammelten Werke herausgegeben, wenn sie auch, wie ein Jesaia, im Verlauf eines langen Lebens noch so viel Flugschriften hatten ausgehen lassen. Ihr Schreiben war nur eines von vielen Mitteln, sich Gehör zu erzwingen.

Daher begreift man auch, dass diese Schriftsteller; die zum Teil eine ausserordentlich hohe schriftstellerische

Begabung besassen, keine rhetorische Prosa ausgebildet haben. Erst als die Propheten keine Volksredner mehr waren, sondern ihre Schriften am Schreibtisch verfassten, schrieben sie in Prosa, die älteren Propheten hingegen geben ihre Reden durchaus in poetischer Form, wie das auch die Orakelstätten taten und wie ja auch erzählende Volksbücher, bei den Israeliten so gut wie bei uns, die wörtlich angeführten Reden ihrer Helden gern in gebundener Form bringen. Die Bücher der älteren Propheten nehmen sich daher wie Gedichtsammlungen aus, in denen nur selten ein kurzer prosaischer Bericht auftaucht. Die herrschende dichterische Form ist die der vierzeiligen Strophe, die Zeile zu drei Hebungen; doch sind auch bei den älteren Propheten kunstvollere Versmasse nicht selten. Die meisten dieser Dichtungen sind von geringem Umfang und knapp in der Sprache; die längeren pflegen auch längere Strophen und dann oft, um diese besser zu scheiden, Kehrverse zu haben. Dem Inhalt nach sind diese Dichtungen nicht etwa geistlicher oder didaktischer Art, es sind politisch-soziale Gedichte, die sich mehr an die Regierenden und an die höheren Stände ihrer Zeit, als an ein allgemeines Publikum wenden; nur selten bricht bei den älteren, öfter schon bei den jüngeren Propheten eine mehr subjektive lyrische Ader hervor. Das achte Jahrhundert, in dem die älteren Propheten auftraten und die besten Geschichtsschreiber schrieben, ist die klassische Periode der hebräischen Sprache und Literatur.

Einer dieser Propheten, Jesaia, ist es nun auch gewesen, dem wir es in letzter Linie zu verdanken haben, dass ein Teil dieser Literatur uns erhalten blieb und

dass ein Altes Testament entstehen konnte. Wie es kam, dass er zu dieser folgenschweren Bewegung den Anstoss gab, das deutet er selber an (c. 30 8 ff.):

"Jetzt geh hinein, schreib es nieder
Und auf ein Buch zeichne es,
Dass es sei für einen späteren Tag,
Zum Zeugen für immer!
Denn ein widerspenstig Volk ist's,
Verleugnende Söhne,
Söhne, die nicht hören wollen
Die Weisung Jahves;
Die sagen zu den Sehern: seht nicht!
Und zu den Schauern: schaut uns nicht Richtiges!
Redet uns Schmeicheleien,
Schaut Täuschungen!
Weichet vom Wege.
Biegt ab vom Pfade,
Schweiget vor uns
Vom Heiligen Israels!"

Er muss schreiben, weil das Volk ihn nicht hören will, denn sie wollen nur Angenehmes hören, er aber verkündet ihnen den Untergang. Und er schreibt zu dem Zweck, durch seine Schrift später beweisen zu können, dass es gekommen ist, wie er vorhergesagt hat. Sollte ihm diese Absicht gelingen, so musste er dafür Sorge tragen, dass seine Schrift bis dahin erhalten blieb. Er hatte vertraute und zuverlässige Freunde um sich, denen er diese Sorge übertrug, in denen er, wie in einer zusammengerollten und versiegelten Testamentrolle, sein Wort deponierte (c. 8 16 17 ):

"Zusammenbinden will ich die Bezeugung,
Versiegeln die Weisung in meinen Jüngern;
Und ich will harren auf Jahve,
Der sein Antlitz verbirgt vor dem Hause Jakobs."

Diese uns sonst unbekannten Jünger Jesaias, diese Zeugen und Vollstrecker seines Testaments, haben ohne Zweifel den Intentionen ihres Meisters entsprochen und von seinen Flugschriften so viel gesammelt, wie sie konnten. Sie haben wahrscheinlich auch die Schriften gleichgesinnter Propheten, eines Amos, Hosea und Micha, in ihren Besitz gebracht und treulich durch die Stürme der damaligen und der folgenden Zeit gerettet. Sie haben an der Hand dieser Schriften, die in vollster Uebereinstimmung den Untergang beider israelitischer Reiche vorherverkündigten, Weissagung und Erfüllung mit einander verglichen, wie es Jesaia forderte, und haben die Ursachen des Untergangs Nordisraels und des Niedergangs Judas zu verstehen sich bemüht. Sie bildeten eine wohl nur kleine, aber innerlich gefestigte und erleuchtete Partei von Anhängern der grossen Propheten, insbesondere des Jesaia, und warteten wie dieser auf Jahve und auf den noch ausstehenden Rest der vorherverkündigten Katastrophen, auf den völligen Untergang Judas. Wir wissen aus einer grossen Zahl analoger Fälle, wie zähe solch eine kleine Schar Gläubiger an ihren Ueberzeugungen festzuhalten vermag, zumal wenn sich diese auf einen literarischen Schatz stützen und daraus immer neue Kraft saugen.

Aber während nun alle anderen Vorhersagungen der Propheten pünktlich eingetroffen waren, liess die letzte Katastrophe, das Gericht über Jerusalem, zu dem Jahve persönlich erscheinen sollte, auf sich warten; und das 7. Jahrhundert war ganz darnach angetan, den Gläubigen dieses Warten so drückend wie nur möglich zu machen. Die äussere Lage war kläglich, denn Juda

war ein Spielball der assyrischen Weltmacht; die Zustände im Innern verschlechterten sich, die Landschaft war durch grausame Kriege verwüstet, das Volk dezimiert, verarmt, verwahrlost, verroht, die alte Lebenskraft und Lebensfreude war verschwunden, fremde Sitte, Sprache, vor allem fremde Superstition drang ein — ein Zustand nicht ungleich demjenigen, in den Deutschland durch den dreissigjährigen Krieg versetzt wurde. Aber ein Jahrzehnt nach dem andern verstrich, und der grosse Zukunftstag stellte sich nicht ein. Die prophetische Partei starb nicht aus, aber ihre Auffassung der Lage veränderte sich doch allmählich. Wenn Jahve nicht einschritt, um die unhaltbaren Zustände zu bessern, konnte man nicht selbst die Hand anlegen? Liess sich die Verzögerung der Endkatastrophe nicht so deuten, dass sie sich sollte vermeiden lassen, wenn man den rechten Weg dazu fände? Man hatte Zeit genug gehabt, aus den Prophetenschriften zu lernen und in eine Art Formel zusammenzufassen, was Jahve eigentlich vom Volk verlangte: jener jüngere Dekalog, den wir jetzt V Mose 5 und II Mose 20 finden und in unsere christlichen Katechismen aufgenommen haben, ist eine derartige kurze Formel, die den Einfluss der Propheten darin verrät, dass sie den Nachdruck auf das sittlich-rechtliche Element der Religion legt und das Kultische in nur drei Sätzen abmacht. Wenn man nun die Forderungen der Propheten im Leben verwirklichte, so schien es doch denkbar, dass man dem Vernichtungsgericht, das allerdings die Propheten für unvermeidlich hielten, entgehen und direkt in die bessere Zukunft hinübergelangen könnte. Aehnlich wie die erste Christengemeinde, als der erwartete

jüngste Tag ausblieb, endlich daran ging, sich in dieser Welt einzurichten und zu organisieren, so beschlossen auch jene Gläubigen, den Versuch zu machen, durch eine ins Leben zu rufende, staatliche und kultische Verfassung die prophetischen Ideale zu realisieren. Und ähnlich wie die Christengemeinde aus den Schriften ihrer Propheten eine kurze "Lehre der Apostel" auszog und zur Grundlage des Lebens machte, so stellte diese .prophetische Gemeinde ein Buch her, in dem Mose als Schöpfer des Volkes und Sprecher aller Propheten die Lehren vortrug, nach denen im gelobten Lande der Kultus, der Staat und das Rechtsleben eingerichtet sein sollte; für die Uebertretung dieser Anweisungen drohte er den Untergang an, für die Befolgung verhiess er eitel Glück und Segen. Dies Buch kam im Jahre 621 im Tempel zum Vorschein, unerwartet für Jedermann (II Kön. 22).

Als der König Josia es in die Hände bekam, erschrak er aufs äusserste über die Drohungen, die den Gesetzen beigegeben waren, da eben die letzteren bisher unbekannt und daher unbefolgt geblieben waren. Mit um so grösserem Eifer führte er sie jetzt durch. In einer feierlichen Volksversammlung verpflichtete er sich und das ganze Volk auf die neue Verfassung oder auf den "Bund". Es war zunächst ein Bund vor Jahve, wurde aber mehr und mehr als ein Bund mit Jahve aufgefasst, sodass das Wort Bund seit dieser Zeit allmählich etwas ähnliches besagt, wie unser Wort Religion, während die ältere Zeit diesen juristischen Begriff nur sehr selten als Ausdruck für konkrete Verpflichtungen gebraucht. Das damals gefundene Buch ist in der

Hauptsache mit unserem 5. B. Mose identisch, nur dass dieses nachträglich noch stark vermehrt wurde. Das 5. B. Mose oder das sog. Deuteronomium ist die erste schriftliche Verfassung und das erste Reichsgesetzbuch Judas gewesen, und der König wurde angewiesen, beständig eine Abschrift zur Hand zu haben und darnach zu regieren.

Die einschneidendste neue Massregel dieser Verfassung, die Josia sofort zur Ausführung brachte, war die Aufhebung des ganzen Kultus, wie er bis dahin an den zahlreichen Heiligtümern im Lande geübt war, und die Beschränkung des Opferdienstes auf den Königstempel in Jerusalem; in einem inneren Zusammenhange damit steht die Beschränkung der priesterlichen Funktionen, die bisher jeder Freie als sein Recht und seine Ehre angesehen hatte, auf die Leviten. Selbstverständlich war durch diese Massregel, die den Kultus unter eine strenge Kontrolle bringen sollte, auch eine durchgreifende Aenderung in den bisherigen Anschauungen, Sitten und Gebräuchen bedingt, und zwar nicht bloss in den religiösen; und der Unterschied zwischen der alten und neuen Zeit war mindestens so gross wie der zwischen der Kirche des Mittelalters und der der Reformation. Mit der Aufhebung und gewaltsamen Zerstörung der lokalen Heiligtümer, der berühmten Kultuszentren und ehrwürdigen Wallfahrtsörter, deren Bedeutung für die ältere Literatur wir kennen gelernt haben, wurde zwar viel Heidnisches, viel roh Sinnliches, viel Abergläubisches, aber zugleich auch die alte Volksreligion zerstört und damit ein gut Teil des alten Volksbewusstseins, der alten Tradition, der alten Unbefangenheit und unbewussten Poesie des

Volkslebens. Dafür hatte man jetzt eine Staatsreligion und eine Buchreligion, die mit ihrer bewussten Vernünftigkeit und Moralität dem in der bunten Irrationalität traditioneller Anschauungen und Sitten aufgewachsenen Volke erst durch Lehre und Unterricht beigebracht werden musste. Daher tritt sehr bald viel mehr als die neue Priesterkaste der neue Stand der Schriftgelehrten in den Vordergrund, der die pädagogische Unterweisung und, bei dem engen Zusammenhang zwischen Staat und Religion, auch die politische Leitung des Volkes in die Hand nahm. Am stärksten zeigt sich der bedenkliche Einfluss der Schriftgelehrten und ihrer Anhänger, die zugleich Literaten und Wortführer im öffentlichen Leben waren, in der Zurückdrängung der Propheten; gegen die "Weisheit" dieser juristischen Theologen, die auf das Buch pochten und deren Feder es zur Lüge machte, wie Jeremia (c. 8) sagt, konnte sich die unabhängige Inspiration der Propheten nicht behaupten. Wenn die Wahrheit eines Prophetenwortes nach der Vorschrift des Gesetzbuches (V M. 18) erst an der Erfüllung erkannt werden sollte, so war dieses Wort gerade dann unwirksam, wo es am meisten wirken sollte. Aber die freie Inspiration war im Grunde der Ausdruck der unbedingten Initiative Gottes gewesen; wenn von jetzt an das einmal schriftlich fixierte Wort Gottes die feststehende, oberste Norm sein sollte, so war Gott selbst gebunden und sein Walten auf die Ausführung der Verheissungen und Drohungen des Gesetzes beschränkt, selbst Gesetzgeber war er künftig mehr dem Namen nach, als in Wirklichkeit. Allerdings suchte man ihn, wie es zu allen Zeiten den auf die blosse Exekutive zurückgedrängten

Majestäten zu geschehen pflegt, durch grössere Ehrung und feierlichere Etikette im Kult zu entschädigen; der naive und oft sehr freimütige Anthropomorphismus der alten Zeit war nicht mehr möglich, später durfte man nicht einmal den Namen Jahve mehr aussprechen.

Das Buch nun, das zu dieser grossen Wandelung den Grund legte, das die Volksreligion in eine Staatsreligion, die Religion der Propheten in die des Gesetzes umwandelte, dies Gesetzbuch Josias aus dem Jahre 621 v. Ohr. ist der Kern und Keim jener heiligen Bibliothek geworden, von der ich im Anfang sprach, der Kern und Keim des Alten Testaments. Zuerst aber hat es Juda zerstört und Juda gerettet. Dies scheinbare Paradoxon ist leicht aufgeklärt.

Das Buch wurde zuerst, gewiss sehr gegen die Voraussicht seiner Urheber, die Ursache des Untergangs Judas. Die feurigen und fanatischen Anhänger der neuen Ordnung der Dinge, überzeugt, dass jetzt die verheissene goldene Zeit vor der Türe stehe, trieben das kleine Reich in den Kampf mit den damaligen Grossmächten, zuerst mit Aegypten, dann mit Chaldäa, und die Folge war die Zerstörung Jerusalems und seines Tempels und die babylonische Gefangenschaft. Das Buch Jeremias, des letzten unabhängigen Propheten vor dem Exil, der vergebens gegen den Wahnsinn ankämpfte, ist der Spiegel dieser ergreifenden Tragödie.

Aber das Buch wurde zugleich auch die Ursache der Erhaltung des jüdischen Volkes und derjenigen Literatur, die mit jenem Buch zusammenhing. Das viel grössere Volk Israel ist fast spurlos verschwunden, die Literaturen von Damaskus, Tyrus, Ascalon sind untergegangen;

Juda blieb am Leben, und das verdankt es dem 5. B. Mose. Das Buch begleitete die Deportierten in die neue Heimat und diente ihnen als Ersatz für den zerstörten Kult. Zuerst war es ein Reichsgesetzbuch gewesen: jetzt, wo es kein Reich mehr gab, wenn man auch ein neues Reich vom Himmel her erwartete, jetzt wurde es ein Religionslehrbuch. Selbstverständlich war es dann auch Verfassung und Gesetzbuch für die später unter persischem Szepter neu aufgerichtete kleine Volksgemeinde in und um Jerusalem. Das Buch erhielt die Juden daheim und in der Zerstreuung bei der angestammten Religion und der Gemeinsamkeit des Blutes und der Interessen, es belebte mitsamt den alten Prophetenschriften, aus denen es hervorgegangen war, und den neuen, die sich daran anschlossen, die Hoffnung auf die grosse Zukunft. Es bannte den Geist in engere Schranken, es erzeugte eine grosse Einförmigkeit der Lebens- und Denkweise, aber eben dadurch schuf es eine unverwüstliche Eigenart und machte es später sogar den Juden möglich, ohne Gefahr für ihre längst gefestigte Besonderheit manches Fremde aufzunehmen.

Je mehr das Buch Religionslehrbuch wurde, desto mehr schwoll es an. Man verband mit ihm die Geschichte der Zeit Moses und Josuas, in der es entstanden sein sollte, und setzte davor die Ur- und Vorgeschichte von der Zeit des Paradieses an. Hier konnte man zeigen, wie man nach Gottes Willen leben soll, es war die klassische Zeit, das Vorbild der zu erwartenden goldenen Zukunft. Dann fügte man auch hinzu die Geschichte der nachmosaischen Jahrhunderte, der Zeit der sog. Richterherrschaft, die man, vielleicht nach fremden Mustern,

künstlich konstruierte und von der die alten Quellen nichts wissen, und der Zeit der Königsherrschaft, die schon als solche hin und wieder (I Sam. 8) als ein Abfall von der rechten gottgewollten Verfassung betrachtet wurde: hier liess sich besonders deutlich lehren, wie man nicht leben soll und wie sich die Uebertretung des Gesetzes straft. Man verwandte zu diesem geschichtlichen Lehrstoff, mit dem man das 5. B. Mose umgab, die älteren Geschichtswerke, deren einzelne Abschnitte dabei bunt durcheinander geflochten und nach Bedarf geändert oder durch Nutzanwendungen ergänzt wurden. Der vorhin geschilderte Charakter dieser namenlosen und in steter Veränderung begriffenen Geschichtsbücher gestattete dies Zertrennen und Zusammenflicken ja ohne Weiteres. Auch jüngeren Schriften wurde manches entnommen, besonders den Prophetenbiographien, die eine beliebte erbauliche Lektüre gewesen zu sein scheinen, ähnlich wie früher bei uns die Heiligenlegenden, denen sie überhaupt in vielen Stücken gleichen. Zum Glück für uns, die wir uns um die Wiederherstellung der alten Schriften bemühen, verfuhr man bei der Zusammensetzung des ganzen. Werkes sehr unkritisch und ohne sonderliche Aufmerksamkeit auf die Widersprüche, in die man sich fast fortwährend verwickelte: liess man auch nach einem Autor die Sara sich selber in I Mose 18 als welke Greisin bezeichnen, so konnte man zwei Kapitel später ein Stück aus einem anderen Autor bringen, wo sie dem Abraham wegen ihrer Reize geraubt wird. Nicht zu verwundern ist ferner, dass diesen Theologen, den Lehrern eines zur geschichtlichen Passivität verurteilten, auf eine Zeit der Wunder wartenden Volkes, der geschichtliche

Sinn, der Sinn für das Wirkliche, der die älteren Erzähler auszeichnet, mehr und mehr abhanden kam; um zu erkennen, wie an die Stelle einer geschichtlichen Anschauung die lehrhafte Tendenz mit ihrer Vorliebe für das Wunderbare tritt, braucht man nur die alte nüchterne Erzählung von dem Durchzug durch das Schilfmeer in 2. Mose 14 mit den jüngeren Zutaten oder etwa mit der Erzählung von dem Durchgang durch den Jordan (Jos. 2) zu vergleichen: dort die Schilderung einer starken Ebbe, hier die Behauptung, die Gewässer hätten sich zu beiden Seiten wie Mauern aufgetürmt. Andererseits macht sich die fortgeschrittenere Entwicklung und vielleicht der Einfluss fremder Kultur darin bemerklich, dass man nun doch einer Chronologie bedurfte; man legte ihr charakteristischer Weise eine Aera zu Grunde, die den salomonischen Tempelbau zum Mittelpunkt hat. Man half sich für die Zeit vor dieser Aera, für die gar keine Zahlen zur Verfügung standen, mit einer gewagten Zählung von Generationen, ging aber nicht über Mose zurück, sodass man damals die Dauer der Welt noch nicht kannte.

So erwuchs allmählich ein grosses Werk, eine Art geschichtlich-gesetzlicher Encyklopädie, die, wenn wir die nachher zu erwähnenden jüngeren Einschaltungen abrechnen, etwa mit den 5 Büchern Mose, den Büchern Josua, Richter, Samuelis und Könige übereinkommt. Sie enthielt ungefähr alles, was man für die Gegenwart bedurfte; neben ihr belehrten ältere und jüngere Prophetenschriften, zunächst noch in zahlreiche kleinere Rollen zerstreut, über die Zukunft. Man muss sich jenes grosse Werk, das man übrigens auch von Propheten, nämlich

den ältesten, ableitete, nicht als abgeschlossen und fertig vorstellen; es wurde noch bis in die letzten Jahrhunderte daran geändert und es hat den letzten Abschluss eigentlich bis heute nicht erhalten.

Speziell das Gesetzbuch konnte der Natur der Sache nach gar niemals fertig werden; es genügte auf die Dauer nicht einmal, dass man ab und an einige Novellen hinzufügte. Die Verhältnisse waren in der nachexilischen Zeit schon an sich von denen des vorexilischen Reiches, auf die das Gesetzbuch berechnet gewesen war, wesentlich verschieden, und sie änderten sich noch immerfort. Schon hatten im Exil Hesekiel und andere neue Verfassungsentwürfe ausgearbeitet, die in wichtigen Punkten vom Gesetzbuch Josias, vom 5. B. Mose, abwichen. Sie drangen nicht durch, übten aber doch auf die babylonischen Juden ihre stille vorbereitende Wirkung aus. Da trat, etwa im Jahre 432 v. Ohr., der Schriftgelehrte Esra, der früher in Babylonien gelebt hatte, mit einem Gesetzbuch Moses vor die versammelte Volksgemeinde in Jerusalem, das bis dahin noch ganz unbekannt war. Unter dem Beistande des Statthalters Nehemia wurde es eingeführt, die Notabeln des Volkes verpflichteten sich mit Namensunterschrift auf die neue Verfassung. Dieses Gesetzbuch machte den Anspruch, wenigstens in gewissen Hauptpunkten endgültig abzuschliessen, das beweist der wiederholt vorkommende Ausdruck "ewige" Satzung. Es unterschied sich von der alten Verfassung vorzüglich dadurch, dass es die Hierarchie neu ordnete: künftig sollte nur die Familie, die am salomonischen Tempel fungiert hatte und die bei Hesekiel noch den geschichtlichen Namen der Zadukiden, hier aber den willkürlichen

Namen Aharoniden führt, zum Priesteramt berechtigt sein, während die Leviten zu Tempeldienern degradiert wurden; es erhob den Hohenpriester zum Haupt des Volkes und bekleidete ihn mit dem Purpur der Könige. Damit stellt dies Gesetzbuch den theokratischen Charakter der neuen Verfassung ins hellste Licht. Dass die Scheidewand, die sich schon seit der Reform Josias zwischen Juda und der übrigen Welt erhob, jetzt fast zu einer hermetisch abschliessenden Schranke ausgebaut wurde, versteht sich von selbst. Jetzt war die jüdische Gemeinde, wie sie seitdem durch die Geschichte geht, in der Hauptsache fertig. Eine rein religiöse Gemeinde war sie nach unseren Begriffen darum noch nicht, und besonders der Anspruch auf die Herrschaft über alle Völker und auf deren Vermögen bewies, dass man nicht bloss dem leben wollte, was wenigstens wir Protestanten Religion zu nennen pflegen.

Uebrigens wurde auch das neue Gesetzbuch nicht in Einem Gusse fertig gestellt; ältere und jüngere Bestandteile lassen sich deutlich darin unterscheiden. Es erhielt ebenso wie das ältere Religionsbuch eine ausführliche Geschichte der mosaischen Zeit und eine kurze Vorgeschichte, die mit der Schöpfung (I Mose 1) beginnt und durch drei stufenweise sich erhöhende Gesetzgebungen — an Adam, Noah, Abraham — zu der abschliessenden Gesetzgebung Moses hinaufsteigt; die Verlosung Palästinas durch Josua bildet den Schluss. Die ganze Weltgeschichte, die Geschichte der Schöpfung inbegriffen, ist hier also unter die gesetzlich-theokratische Idee gestellt, und wir wundern uns nicht, dass man jetzt weiss, wie alt die Welt ist, und die Tempelära durch die Weltära

ersetzt. Allerdings wissen wir heute noch nicht sicher, ob die Zahlen des griechischen oder die des hebräischen Textes die älteren sind, ob also, wie die griechische Bibel und die neutestamentliche Apokalypse annehmen, von Adam bis Christus 5500 Jahre oder nach den hebräischen Zahlen 4000 Jahre verflossen sind. Nur das ist gewiss, dass ein Jesaia oder Jeremia von alledem nichts gewusst hat.

Der geschichtliche Teil des Gesetzbuches Esras wurde später ebenfalls bis in die jüngste Zeit fortgesetzt durch ein grosses Geschichtswerk, die jetzigen Bücher Chronica, Esra und Nehemia. Sein Autor, der nach Alexander dem Grossen lebte, schrieb dabei das ältere Religionsbuch so stark aus, als hätte er die Absicht gehabt, es zu verdrängen; selbstverständlich stellte er die Geschichte nach den Anschauungen des 3. Jahrhunderts dar. Man nimmt wahr, dass ihm schon andere Autoren in der Bearbeitung der älteren Geschichtsbücher vorangegangen waren und zahlreiche Schriften unter dem Autornamen älterer Propheten und von vorwiegend erbaulichem Charakter veröffentlicht hatten. Ueberhaupt ist pseudonyms Schriftstellerei in den letzten Jahrhunderten v. Chr. und darüber hinaus sehr im Schwange, nicht darum, weil man betrügen wollte, sondern weil man noch immer nicht die Literatur in unserem Sinne oder im Sinne der klassischen Völker auffasste.

Die beiden grossen parallelen Werke, das von Josias Reform und das von Esra ausgehende, scheinen längere Zeit neben einander existiert zu haben. Sie liessen sich neben einander gebrauchen, da das ältere durch das jüngere nicht ganz ersetzt wurde und überdies eben den Vorzug

des höheren Alters und wohl auch der grösseren Verbreitung besass. Ueber diese Verbreitung muss man sich allerdings keine übertriebenen Vorstellungen machen, denn selbst manche unter den Schriftstellern der späteren Zeit verraten eine unglaublich geringe Kenntnis der alten Geschichte.

Dass dies Nebeneinander nicht von bleibender Dauer war, scheint durch einen Anstoss von aussen her veranlasst zu sein. Der zweite Ptolemäer nämlich, Philadelphus, der bis 247 v. Ohr. regierte, wünschte der alexandrinischen Bibliothek auch das Gesetzbuch seiner jüdischen Untertanen einzuverleiben; vielleicht haben auch politische Gründe mitgesprochen. Er ersuchte zu diesem Zweck den Hohenpriester in Jerusalem um ein Exemplar und um eine Anzahl Gelehrter, die das hebräisch geschriebene Werk ins Griechische übersetzen sollten. Bevor man das Exemplar übersandte, hat man aller Wahrscheinlichkeit nach nicht blos den Text sorgfältig durchgesehen, der sich in der Tat vor den Texten der nicht mit übersandten Schriften durch Korrektheit und durch gewisse Altertümlichkeiten unterscheidet, sondern auch die beiden parallelen Gesetzbücher, das des Josia und das des Esra, mit einander verschmolzen. Man beschränkte sich dabei auf die Teile, die das eigentliche Gesetz enthielten und die Geschichte bis auf den Tod des Mose herabführten, also auf die Thora, wie die Juden das Gesetz nannten, und auf deren Geschichte und Vorgeschichte. So entstanden unsere jetzigen Fünf Bücher Mose. Von ihnen enthält, wie wir wissen, das 5. Buch jenes unter Josia eingeführte Gesetzbuch; hingegen ist das Gesetzbuch des Esra hauptsächlich in den mittleren

Büchern untergebracht; das erste Buch erzählt, wie bekannt, die Vorgeschichte von der Schöpfung bis zu Josephs Tode. Diese Thora Moses war die eigentliche Bibel der Juden daheim und in der Fremde, und selbst die Samaritaner nahmen sie an, wenn auch mit einigen Aenderungen.

Was nun in jenem grossen älteren Religionslehrbuch über den Tod Moses hinausging, die jetzigen Bücher Josua, der Richter, Samuelis und der Könige, genoss zwar ein geringeres Ansehen als die Thora, wie schon der verwahrloste Text beweist, stand aber trotzdem in hohen Ehren, denn man leitete diese Gruppe von Buchrollen von Propheten ab, die in der Mehrzahl vor Amos, Hosea, Jesaia u. s. w. gelebt hatten, und bezeichnete sie als die Schriften der älteren Propheten. Einen viel geringeren Wert mass die palästinensische Gemeinde den Büchern Chronica, Esra und Nehemia bei, wahrscheinlich deswegen, weil sie jüngerer Abkunft waren, denn eigentlich kritische Rücksichten waren bei dieser Abschätzung schwerlich im Spiele.

Schon das blosse Dasein jener Gruppe der "älteren" Prophetenschriften musste dazu anregen, auch die eigentlichen Prophetenschriften, die eines Amos, Hosea u. s. w., zusammenzustellen und als "jüngere" den vermeintlich älteren anzureihen. Schon lange waren kleinere Sammlungen im Gange gewesen, grösstenteils von privaten Sammlern unternommen, die nicht immer in Fühlung mit einander standen und wohl einmal ein und dasselbe Stück verschiedenen Propheten zuschrieben. Die Tätigkeit dieser Sammler und Zusammensteller ist nicht ohne Interesse. Sie verfolgten keine literarischen, auch kaum

theologisch theoretische, sondern ganz überwiegend praktische Zwecke. Besonders im 2. Jahrhundert, zur Zeit der schweren religiösen Bedrängung durch die Syrer, wurden mit Eifer neue Sammlungen angelegt und alte vermehrt. Es galt, das Volk über die Ursachen seiner Leiden und der Vergewaltigung des Tempels und der heiligen Stadt aufzuklären, und dazu war nichts mehr geeignet, als die Drohreden der alten Propheten. Noch viel mehr aber bedurfte das Volk des Trostes und des Ausblicks auf eine bessere Zeit, um nicht den Mut zu verlieren und sich den Heiden zu beugen: diesem Zweck dienten manche jüngeren Prophetenschriften, daneben aber auch zahlreiche Zusätze tröstlichen Charakters, die man unter die Drohreden der alten Propheten mischte. Das Letztere wäre nicht möglich gewesen, wenn die Sammler kritische Herausgeber in unserem Sinne hätten sein wollen und können, wenn sie irgendwelch' historisches und literaturgeschichtliches Verständnis für dies Schrifttum gehabt hätten. Aber sie sahen vielmehr die gesamte Prophetie als eine Einheit an, deren Teile, wenn auch zu verschiedenen Zeiten inspiriert, sich nicht widersprechen, also auch sich aus einander ergänzen lassen können. Die alten Propheten waren tot, aber ihr Wort blieb lebendig, wie ein nachexilischer Prophet sagt, nur verstand jede Zeit dies von ihren Urhebern abgelöste Wort anders; leider ist diese eigentlich unreligiöse Verkehrung der persönlichen Inspiration in Lehroffenbarung auch unter den Christen herrschend und zum Kennzeichen positiver Gläubigkeit geworden.

Das Resultat der Sammlung der eigentlichen Prophetenschriften waren vier Volumina, die nach den Namen

Jesaia, Jeremia, Hesekiel und "der zwölf Propheten" genannt wurden, in denen aber nicht, wie man aus diesen Namen schliessen könnte, fünfzehn, sondern mindestens dreimal so viel Autoren vertreten waren, auch wenn man von den unzähligen kleineren Ein- und Zusätzen absieht. Schwerlich sind diese vier Volumina vor dem letzten vorchristlichen Jahrhundert abgeschlossen, geschweige in allen Einzelheiten in ihre gegenwärtige Form gebracht worden.

So entstand "die Thora und die Propheten", wie das, was wir das Alte Testament nennen, im Neuen Testament bezeichnet wird. Aber man besass ausserdem noch zahlreiche andere Schriften, historische, prophetische, poetische, von denen eine Auswahl in die heilige Bibliothek aufgenommen zu werden verdiente. Die Sängerinnungen am Tempel gaben ihre Sammlungen von gottesdienstlichen Liedern her; sie bildeten, mit anderen Liedern vereinigt, den Psalter, den man wohl mit dem Namen des ersten grossen Liedersängers, Davids, schmückte, obwohl ohne jede Berechtigung. Aehnlich unhistorisch verfuhr man, wenn man König Salomo, der nun einmal als der Weiseste der Weisen galt, zum Verfasser der Spruchsammlungen und des Predigers, sowie des hohen Liedes und den Propheten Jeremia, wie die griechische Bibel tut, zum Verfasser der Klagelieder machte. Aufgenommen wurde auch ein so abseits von den theologischen Wegen jener Zeit stehendes Werk wie die grossartige Dichtung von Hiob. Von den vielen Apokalypsen, die nicht schon in den vier Volumina der "jüngeren Propheten" untergebracht waren, hat sich nur eine, die auf den Namen Daniel lautende, in der heiligen Bibliothek behauptet; andere sind wenigstens aus der hebräischen

Sammlung ebenso ausgeschieden wie der sog. Psalter Salomos oder das Spruchbuch des Siraciden, dagegen zum Teil mit diesem in der griechischen Sammlung erhalten geblieben. Dass die Bücher Chronica, Esra und Nehemia in Ehren gehalten wurden, ist natürlich; das Buch Esther blieb erhalten, weil das Purimfest durchdrang. Im Uebrigen dürfte in der vorchristlichen Zeit über Aufnahme oder Ablehnung, Erhaltung und. Untergang nicht ein bestimmter autoritärer Wille, sondern der Zufall entschieden haben. Diese dritte Gruppe im hebräischen "Canon", der man später den geringsten Grad von Inspiration zuschrieb, hat einen so unbestimmten Charakter, dass man nicht einmal einen bezeichnenden Namen für sie aufzubringen wusste. Ihr Text ist zum Teil im übelsten Zustande, doch nicht gerade schlechter als der der grossen Sammelwerke, die wir als die älteren und jüngeren Propheten kennen gelernt haben. Leider haben uns die jüdischen Gelehrten des ersten christlichen Jahrhunderts des besten Hülfsmittels beraubt, den ursprünglichen Text wieder herzustellen. Indem sie nämlich nach besten Kräften und mit Benutzung der vorzüglichsten Handschriften, aber doch mit unkritischer Methode einen Mustertext des Alten Testaments schufen, verurteilten sie alle bisherigen Handschriften zum Untergang. Wir besitzen also keine Varianten, die im Neuen Testament von so hervorragender Bedeutung sind; nur die ältesten Uebersetzungen bieten einen wertvollen, aber doch dürftigen Ersatz für diesen Verlust. Darum wird es uns an zahlreichen Stellen für immer unmöglich sein, herauszubringen, was ein Hosea oder Jeremia oder der Dichter des Hiob eigentlich geschrieben

hat; mancher Abschnitt ist durch die Tätigkeit der Herausgeber, Interpolatoren und Abschreiber zu einer wahren Wildnis geworden. In der Hauptsache rühren diese grossen Mängel von der literarischen Ahnungslosigkeit, dem unhistorischen und unkritischen Sinn der theologischen Redaktoren her; doch darf man auch nicht vergessen, dass für die Bearbeiter und Abschreiber das Hebräische zu einer toten Sprache geworden, dass die fast vokallose Konsonantenschrift zahlreichen Missverständnissen ausgesetzt war, dass die Orthographie zwischen dem phonetischen und etymologischen Prinzip vielfach hin- und herschwankte und das ganze alte Schrifttum von der hebräischen in die aramäische sog. Quadratschrift umgesetzt wurde. Unsere alten Dogmatiker waren doch übel beraten, als sie die Lehre von der Durchsichtigkeit der heiligen Schrift aufstellten.

Sie sehen, dass es bei der Entstehung dieser kleinsten aller Bibliotheken recht menschlich zugegangen ist. Wer nach jener älteren Meinung, die sich in ihrer ganzen Schärfe nur im späteren Protestantismus ausgebildet hat, die Religion von einer rein göttlichen Schrift abhängig glaubt, der ist geneigt, sich von der gewissenhaften Würdigung der geschichtlichen Vorgänge zu dispensieren; wer umgekehrt der Religion mit Zweifeln gegenübersteht, mag meinen, dass ihr durch die Kritik der Boden unter den Füssen völlig weggezogen wird. Ich glaube, dass der Gott, dessen Walten in der Geschichte die Propheten sahen und fühlten, auch in der Geschichte der kleinen Büchersammlung gewaltet hat, ohne die es, wie kein Judentum und keinen Islam, so auch kein Christentum gäbe.